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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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III:19,20<br />

des Schöpfers, gab es einmal einen verfallenen Schrein mit einer blauen Kuppel.<br />

In ihm waren vierzehn Zimmer, die die vierzehn Welten darstellten. Die<br />

drei Teile des (unendlichen) Raumes waren durch Löcher darin repräsentiert.<br />

Die Sonne war das Licht. Es gab darin kleine Ameisenhaufen (die Städte),<br />

kleine Erdhaufen (Berge) und kleine Wasserbecken (die Ozeane). Dies war<br />

die Schöpfung, das Universum. In einer sehr kleinen Ecke darin lebte ein<br />

heiliger Mann mit seiner Frau und seinen Kindern. Er war gesund und kräftig<br />

und frei von Furcht. Er ging auf rechtschaffene Weise seinen religiösen und<br />

sozialen Pflichten nach.<br />

SARASVATĪ fuhr fort:<br />

Dieser heilige Mann war bekannt als Vāsi«Âha, und seine Frau war<br />

Arundhatī (jedoch handelt es sich hier um andere Personen als der Vāsi«Âha<br />

und die Arundhatī von legendärer Berühmtheit). Eines Tages, als der heilige<br />

Mann auf dem Gipfel eines Berges saß, bemerkte er am Fuße des Berges eine<br />

farbenfrohe Prozession, der ein König auf einem prächtigen Elefanten vorausritt,<br />

begleitet von seiner Armee und anderem königlichen Gefolge. Während<br />

er dies betrachtete, entstand im Herzen des heiligen Mannes ein Wunsch:<br />

„Das Leben eines Königs ist wahrhaftig reich und voll an Freuden und Glanz.<br />

Wann werde ich einen solchen königlichen Elefanten reiten und von einer<br />

Armee begleitet werden? “<br />

Der heilige Mann wurde alt und der Tod ergriff ihn. Seine Frau, die ihn zeitlebens<br />

verehrt hatte, betete zu mir und bat um dieselbe Gunst, die auch du dir<br />

erbeten hast: Dass der Geist ihres Ehemanns niemals ihr Haus verlassen<br />

möge. Ich gewährte ihr diese Gunst.<br />

Obwohl der heilige Mann ein himmlisches Wesen war, wurde er nun aufgrund<br />

seines festen Wunsches ein mächtiger König und regierte ein großes<br />

Reich, das wie der Himmel auf Erden war. Von seinen Widersachern wurde er<br />

gefürchtet, gegenüber den Frauen war er wie der Gott der Liebe, er war fest<br />

und unnachgiebig wie ein Berg gegenüber Verführungen, er war in seinem<br />

Innern wie ein reiner Spiegel der Schriften, er war der Wunscherfüller aller in<br />

Not Geratenen und der Ruheort für alle Heiligen; mit einem Wort – er war<br />

wahrhaftig der Vollmond der Rechtschaffenheit. (Arundhatī hatte inzwischen<br />

ebenfalls ihren Körper aufgegeben und war wieder mit ihrem Ehemann vereint.)<br />

Dies geschah vor acht Tagen.<br />

Līlā, es ist eben derselbe heilige Mann, der jetzt dein Gemahl ist, der König.<br />

Und du bist die nämliche Arundhatī, die seine Frau war. Aufgrund von Unwissenheit<br />

und Täuschung scheint all dies im unendlichen Bewusstsein zu geschehen<br />

– du kannst es als wahr oder falsch betrachten.<br />

LĪLù fragte:<br />

Oh Gottheit, all dieses kommt mir seltsam und unglaublich vor. Es ist, als<br />

würde man sagen, dass ein riesiger Elefant im Innern eines Senfsamens gefesselt<br />

ist, oder dass in einem Atom ein Moskito mit einem Löwen kämpft,<br />

oder dass da ein Berg in einer Lotos-Schote sei.<br />

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