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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Nun werde ich dir erklären, weshalb keine hundert Monde am Firmament<br />

erscheinen, obwohl hundert Leute kontempliert und gebetet haben: „Ich<br />

möchte ein Mond sein“. Alle hundert erscheinen nicht an diesem bestimmten<br />

Firmament noch gehen sie in einen bestimmten Mond ein. Eine Person kann<br />

nicht die Traumstadt einer anderen betreten. Jede verfügt über ihre eigene<br />

Traumwelt, und es ist dann in dieser Traumwelt, dass die Person zum Mond<br />

wird. Ebenso verhält es sich mit den vielen Männern, die dafür gebetet haben,<br />

dass alle eine bestimmte Frau zum Weibe erhalten mögen. Die Frucht dieser<br />

Gebete wird im Bewusstsein jedes einzelnen mit der jeweils spezifischen<br />

Erfahrung so reflektiert, als wäre sie real. Gewiss ist all dies völlige Einbildung<br />

– und was ist in der Einbildung unmöglich?<br />

So erfährt man auch in der anderen Welt die Früchte der eigenen Wohltätigkeit<br />

usw. Solche Wohltätigkeit hat im eigenen Bewusstsein ein bestimmtes<br />

Bild geformt, während sich das Bewusstsein daraufhin vorstellt, dass es in<br />

der anderen Welt die Früchte dieser Wohltätigkeit erntet. Dies ist auch die<br />

Sichtweise der weisen Männer.<br />

DER KÖNIG fragte:<br />

Hoher Herr, wie erscheint der Körper überhaupt?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

Was du den Körper nennst, existiert in den Augen der Weisen überhaupt<br />

nicht. Er ist Brahman und nichts anderes. Das Wort „Traum“ wird ebenfalls<br />

nur zur Veranschaulichung der Wahrheit über das Illusorische der Welterscheinung<br />

verwendet – einen „Traum“ gibt es im unendlichen Bewusstsein<br />

nicht. Es gibt weder einen Körper noch einen Traum darin. Es gibt weder den<br />

Wachzustand noch den Traum noch den Schlaf. Was auch immer ist, ist Leere,<br />

es ist OM. Genug von diesen Beschreibungen.<br />

Zwischen „diesem“ und „jenem“ befindet sich der Körper des Bewusstseins,<br />

der Einheit und Vielfalt ist. Die Fülle (Unendlichkeit) erweitert sich zu Unendlichkeit,<br />

und dann existiert nur die Unendlichkeit als die Welt. Sie scheint zu<br />

sein, ist aber nicht das, als was sie erscheint. Wo auch immer das Bewusstsein<br />

Schöpfung ersinnt, dort scheint dann Schöpfung zu existieren. Das unteilbare<br />

Bewusstsein existiert überall und all das ist auch diese Schöpfung. All dies<br />

hier ist das ewig friedvolle Brahman oder unendliche Bewusstsein, welches<br />

auch die Schöpfung genannt wird.<br />

Es kann nicht anders sein. Alles andere ist Unwissenheit und Perversion.<br />

Dies ist die Erfahrung aller in der Welt, dies wird von den Schriften und den<br />

Veden verkündet. Wenn diese Wahrheit realisiert wird, wird die Realisation<br />

selbst zu Brahman und dieses gesamte Universum wird als nicht verschieden<br />

von Brahman erkannt. Meine Sichtweise befindet sich daher in Übereinstimmung<br />

mit der Erfahrung und den Erklärungen der Schriften. Sie führt hier<br />

und jetzt zur Befreiung und ist daher die beste und angemessenste. Sobald<br />

die Wahrheit über saæsāra klar verstanden ist, taucht die Erkenntnis auf:<br />

„Ich bin diese drei Welten“, und das ist Befreiung. Das sichtbare Universum<br />

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