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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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verbal. „Dies bist du“, „Dies bin ich“ – solche Ausdrucksweisen werden verwendet,<br />

wenn man sich selbst bewundert oder sich selbst zu seiner eigenen<br />

Freude beschreibt. So wie ein riesiger Waldbrand in einem Moment verschiedenartigste<br />

Formen annehmen kann, obwohl er nur eine einzige Flamme ist,<br />

so erscheint Dein nonduales Sein als alle diese unterschiedlichen Objekte in<br />

diesem Universum. Du bist die Schnur, auf dem alle diese verschiedenen<br />

Objekte des Universums aufgereiht sind. Du bist der Grund der Wahrheit, in<br />

dem alle diese Welten ruhen. Die Welten sind auf immer potentiell in Dir<br />

anwesend; durch Dich werden sie manifestiert wie der Geruch der Nahrung<br />

durch Kochen manifestiert wird. Obwohl jedoch diese Welten wahrhaftig zu<br />

existieren scheinen, würden sie doch aufhören zu sein, wenn es Dich nicht<br />

gäbe! Du bist ihre Wirklichkeit. Sogar dieser Körper würde leblos wie ein<br />

Holzklotz zu Boden fallen. Glück und Unglück zerfallen, sobald sie Dich erreichen,<br />

so wie die Finsternis verschwindet, sobald das Licht kommt. Jedoch ist<br />

die Erfahrung des Glücklichseins usw. nur deshalb möglich, weil es das von<br />

Dir stammende Licht des Gewahrseins gibt.<br />

PRAHLùDA fuhr fort nachzudenken:<br />

Vergnügen und Schmerz, Glücklichsein und Unglücklichsein verdanken ihre<br />

Existenz Dir, oh Selbst – sie sind aus Dir heraus geboren und verlieren ihre<br />

Natur, sobald ihre von Dir nicht unabhängige Existenz erkannt wurde. So wie<br />

eine optische Täuschung in einem Augenblick entsteht und vergeht, so erscheinen<br />

und verschwinden die illusorischen Erfahrungen von Schmerz und<br />

Freude in einem Augenblick. Sie erscheinen im Licht des Gewahrseins und<br />

verschwinden, sobald sie als nicht verschieden von diesem Gewahrsein erkannt<br />

werden. Sie werden im selben Moment, in dem sie sterben, geboren,<br />

und sie sterben im Moment, in dem sie geboren werden. Wer ist der Wahrnehmende<br />

all dieser Mysterien?<br />

Alles ist stets wandelhaft über alle Zeiten hinweg – wie könnten diese momentanen<br />

Ursachen jemals feste und stabile Resultate erzielen? Wellen mögen<br />

manchmal wie Blumen aussehen, aber kann eine Girlande aus ihnen<br />

geflochten werden? Wenn jemand glaubt, dass stabile Wirkungen aus solch<br />

instabilen Ursachen wie die flüchtigen Phänomene entstehen, dann wäre es<br />

auch möglich, aus Blitzen eine leuchtende Girlande zu binden und als<br />

Schmuckstück zu tragen! Oh Selbst – Du genießt Freuden und Schmerzen, als<br />

ob sie real wären, wenn Du sie im Bewusstsein einer weisen Person empfängst<br />

und wahrnimmst, und gibst dabei nie den Zustand des vollkommenen<br />

Gleichmuts auf. Was jedoch Deine Erfahrungen sind, wenn dieselben Dinge<br />

im Herzen einer unweisen oder unerweckten Person geschehen – dies zu<br />

beschreiben, ist für mich unmöglich! Oh Selbst – Du bist in Wahrheit nicht<br />

anhaftend und frei von allen Wünschen und Hoffnungen; Du bist eins und<br />

homogen ohne Teile, du bist ohne Ich-Sinn. Du übernimmst die Täterschaft<br />

aller Handlungen, und du scheinst die Vielfalt zu erfahren, sei diese nun wirklich<br />

und faktisch oder unwirklich und fiktiv.<br />

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