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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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IV:19<br />

Bewegung und Materie sind nur verschiedene Aspekte des einen, unendlichen<br />

Bewusstseins: und Bewusstsein erfährt diese in sich selbst – gleichgültig,<br />

ob es sich um den Körper des Schöpfers Brahmā oder den eines Wurms<br />

handelt.<br />

Ein Atom des Bewusstseins erfährt, sobald es den voll herangereiften Zustand<br />

eines Körpers erlangt hat, seine eigenen Anlagen und Möglichkeiten.<br />

Jemand empfindet die vor ihm ausgebreiteten Objekte als außerhalb liegend,<br />

weil das unendliche Bewusstsein allgegenwärtig ist. Andere wiederum nehmen<br />

alles als inneliegend wahr, wie es sich abwechslungsweise entwickelt<br />

und wieder zurückentwickelt. Wieder andere gehen von einer Traumerfahrung<br />

zur nächsten, umherwandernd in dieser Welterscheinung.<br />

Ein paar wenige jedoch erkennen, dass die in sich selbst gesehene Welterscheinung<br />

illusorisch ist mit Ausnahme des einen, unendlichen Bewusstseins,<br />

welches allein auf ewig wahr ist. Aufgrund dieses Bewusstseins erscheint die<br />

Welt im jīva, und darin gibt es wiederum jīvas innerhalb von jīvas usw. – ad<br />

infinitum. Wenn jemand diese Wahrheit erfährt, dann ist er befreit von der<br />

Illusion. Gleichzeitig wird das Verlangen nach Sinnesvergnügen immer<br />

schwächer. Nur dies ist der gültige Erweis der erworbenen Weisheit. Weder<br />

ist ein gemalter Honigtopf Honig noch eine gemalte Flamme Feuer, und das<br />

Bildnis einer Frau ist nicht die Frau. Weise Worte sind nur Worte (Unwissenheit),<br />

solange sie nicht durch die Abwesenheit von Wünschen und Zorn bestätigt<br />

werden.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Der eigentliche Same aller jīvas, der das absolute Brahman ist, existiert<br />

überall, und innerhalb der jīvas existieren zahllose weitere jīvas. All dies ist<br />

deshalb, weil das gesamte Universum gänzlich vom unendlichen Bewusstsein<br />

durchdrungen ist.<br />

Aufgrund ihrer Erscheinungsform als jīvas nehmen sie durch ihre Kontemplation,<br />

unabhängig davon, welcher Art diese ist, schon sehr bald die Natur des<br />

Gegenstands der Kontemplation an. Diejenigen, die den Göttern ergeben sind,<br />

erreichen die Götter, diejenigen, die die Halbgötter verehren, erlangen die<br />

Halbgötter. Diejenigen, die das absolute Brahman kontemplieren, werden zu<br />

Brahman. Man sollte daher stets zu dem Zuflucht nehmen, was nicht begrenzt,<br />

konditioniert oder endlich ist.<br />

Durch die Kontemplation der Gestalt der Nymphe wurde Śukra gebunden,<br />

und als er die Reinheit seines Selbst erkannt hatte, welches unendliches Bewusstsein<br />

ist, wurde er unverzüglich befreit.<br />

RùMA fragte:<br />

Heiliger Herr, bitte sage mir, was die wahre Natur der Wach- und Traumzustände<br />

ist. Was konstituiert den Wachzustand, und wie können Traum oder<br />

Täuschung im Wachzustand auftauchen?<br />

VASIåèHA sprach:<br />

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