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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Danach hieß der König DaÁaratha Bhāsa willkommen und sprach: „Willkommen,<br />

oh König. Nimm hier Platz. Du bist in diesem saæsāra weit und für<br />

eine sehr lange Zeit gewandert. Nun ruhe dich hier aus.“ Bhāsa nahm seinen<br />

Platz unter den Weisen in der Versammlung ein. König DaÁaratha fuhr fort:<br />

„Oh weh! Wie ein angebundener Elefant musste sich dieser König VipaÁcit<br />

zahllosen Prüfungen und Drangsalen unterziehen! Wie groß ist doch das<br />

Unheil, welches aus unvollkommener Sichtweise der Wirklichkeit und pervertiertem<br />

Verständnis der Wahrheit entsteht. Obgleich essenziell unwirklich<br />

und inexistent, ist die Macht dieser Illusion verblüffend, die im unendlichen<br />

Bewusstsein all diese vielfältigen Welten und zahllosen Erfahrungen zu erschaffen<br />

vermag.“<br />

VIÁVĀMITRA sprach:<br />

Wie er, oh König, gibt es die vielen, vielen Menschen, die in diesem saæsāra<br />

umherwandern, da sie das beste Wissen oder die Erleuchtung nicht gewinnen.<br />

Es gibt da einen König, der in diesem saæsāra die ganzen letzten<br />

einemillionsiebenhunderttausend Jahre gewandert ist. Diese unwissenden<br />

Menschen sind an der Erforschung der Natur weltlicher Objekte interessiert –<br />

immer wieder geraten sie in den Bann des saæsāra, ohne sich davon abzuwenden.<br />

Diese Schöpfung existiert im unendlichen Raum als bloße Idee im Verstand<br />

des Schöpfers Brahmā. So wie kleine Ameisen sich auf der Oberfläche eines<br />

Spielballes hin und her bewegen, so bewegen sich die Menschen auf der<br />

Oberfläche dieses Planeten. Im Raum gibt es weder ein „unten“ noch ein<br />

„oben“. Die Richtung, in die die Objekte fallen, wird „unten“ genannt, und<br />

diejenige, in die die Vögel aufsteigen, wird „oben“ genannt.<br />

Es gibt hier in dieser Welt einen Ort namens VaÂadhānā und in diesem Königreich<br />

drei Prinzen. Sie fassten eines Tages den Entschluss, die Grenzen<br />

dieser Erde zu erforschen und alles zu ergründen, was sich auf ihr befand.<br />

Einige Zeit erforschten sie die Objekte der festen Erde und dann einige Zeit<br />

die Objekte der Ozeane. Sie wurden wieder und wieder geboren und setzten<br />

jedes Mal ihr Ziel der Ergründung und des vollständigen Wissens über diese<br />

Erde fort. Jedoch vermochten sie die „Enden“ dieser Welt niemals zu erreichen,<br />

weil sie die ganze Zeit über, wie die Ameisen auf dem Spielball, einfach<br />

nur von einem Teil der Erde zum andern wanderten. Sie wandern sogar noch<br />

heute auf dieser Erde umher.<br />

Daher gibt es kein Ende der Illusion in diesem saæsāra. Da diese Illusion als<br />

eine Idee im unendlichen Bewusstsein auftaucht, nimmt sie sogar selbst den<br />

Anschein der Unendlichkeit an. Die Essenz (Realität oder Substanz) dieser<br />

Vorstellung ist das höchste Brahman und umgekehrt. Beide sind reines Bewusstsein,<br />

und einen Unterschied oder eine Getrenntheit im Bewusstsein gibt<br />

es nicht, so wie es auch keinen Unterschied zwischen Raum und Leere gibt.<br />

Die Strömungen und Wirbel, die auf der Oberfläche von Wasser sichtbar<br />

werden, sind nichts als Wasser. Wie sollte es etwas anderes als Bewusstsein<br />

VI.2:131<br />

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