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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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VI.2:76<br />

ne ihres Hauptes leiten konnten, erlangten so Unsterblichkeit. Die Erde wurde<br />

von Feuer verzehrt, das von unten und von oben kam.<br />

Die gesamte Welt mit allen Wesen darin wurde von den Flammen des Feuers,<br />

die den Augen Rudras entsprangen, in Brand gesetzt. Überall gab es ein<br />

Getöse wie „bumm bumm bumm“ und es sah aus, als ob Dämoninnen einander<br />

spielerisch mit Feuerströmen bewarfen. Meteore fielen auf die Berggipfel<br />

und begannen den Tanz von Tod und Vernichtung. Das der Erde entsteigende<br />

Feuer schien die Erde mit dem Himmel und dem gesamten Universum zu<br />

verbinden. Sogar der Sumeru-Berg, bestehend aus massivem Gold, begann zu<br />

schmelzen. Die schneebedeckten Gipfel des Himālaya schmolzen. Allein der<br />

Malaya-Berg blieb unversehrt. Wie das Herz eines edlen Mannes, der trotz<br />

seines eigenen Leidens immer noch um die Wohlfahrt aller besorgt ist, stand<br />

dieser Berg und verstrahlte Freude und Frieden – so wie Sandelholz seinen<br />

Duft demjenigen schenkt, der es verbrennt.<br />

Es gab nur zwei Objekte, die unberührt blieben, nämlich der alles durchdringende<br />

Raum, der nicht zerstört werden konnte, und reines Gold, das<br />

ebenfalls nicht vernichtet wurde. Ich glaube daher, dass nur satva (Reinheit)<br />

gut und wünschenswert ist, nicht aber rajas (Aktivität oder Unreinheit) und<br />

tamas (Trägheit, Stumpfheit).<br />

Als dann alles zerstört war, blieb nicht einmal mehr Asche übrig. Wenn Unwissenheit<br />

und ihre Folgen vom Feuer der Weisheit des Weisen vernichtet<br />

werden, so bleibt nichts als absolute Reinheit ohne die „Asche“ der vergangenen<br />

Unwissenheit zurück. Eine Zeitlang konnten die Feuer den Kailāsa, die<br />

Heimstatt von Lord Rudra, nicht erreichen. Aber dann richtete er seinen<br />

glühenden Blick darauf, und auch er begann zu brennen.<br />

Nichts blieb übrig. Zukünftige Generationen konnten sich nur wundern:<br />

„Gab es früher einmal eine Welt, ein Universum, eine Schöpfung?“<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Schließlich entstand der furchtbare Wind der Auflösung, der so gewaltig<br />

blies, dass die Berge und Ozeane erschüttert und aufgewühlt wurden und<br />

ihre Natur aufgaben. Sogar die Unterwelt schien in etwas hineinzustürzen,<br />

was tief unter ihr lag. Die gesamte Schöpfung dörrte aus und verlor ihre Essenz.<br />

Danach tauchte wie ein wütender Dämon eine enorm große Wolke auf, die<br />

schreckenerregende Geräusche hervorbrachte. Diese klangen wie das Krachen,<br />

welches entstand, als Brahmā der Schöpfer das goldene Ei zerbrach,<br />

welches das erschaffene Universum erscheinen ließ. Dieses Krachen zusammen<br />

mit dem Getöse der zerfallenden Welten und Ozeane erfüllte die Herzen<br />

aller mit Angst. Es erfüllte das ganze Universum und vereinte die Erde mit<br />

dem Himmel und der Unterwelt. Ohne Zweifel war dies das Dröhnen der<br />

kosmischen Auflösung.<br />

Ich vernahm dieses Geräusch von der Wolke und ich fragte mich: „Wie<br />

konnte diese Wolke Seite an Seite mit den Feuern der kosmischen Auflösung<br />

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