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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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VI.2:117-<br />

121<br />

Obwohl scheinbar untätig, regelt der Raum das Wachstum der Pflanzen und<br />

Bäume, indem er übermäßiges Wachstum verhindert. Wie könnte dieser<br />

Raum, in dem die unendlichen Universen geboren werden und in dem sie sich<br />

wieder auflösen, als leer bezeichnet werden? Etwas ist falsch mit den Gelehrten.<br />

DIE MINISTER UND ANDERE fuhren fort:<br />

(Die nächsten Kapitel sind ebenfalls angefüllt mit dichterischen und künstlerischen<br />

Beschreibungen der Phänomene der Natur, der Flora und Fauna<br />

sowie mit interessanten spirituellen Vergleichen, für die beispielhaft die<br />

folgenden beiden wiedergegeben werden.)<br />

Oh Herr, gewahre den Kranich. Wie fleißig und emsig ist er im Erjagen und<br />

Verspeisen der Fische. Verruchte Menschen sehen im natürlichen Verhalten<br />

des Kranichs eine Rechtfertigung ihres eigenen bösartigen Grundsatzes, dass<br />

man andere zum Erreichen der eigenen selbstsüchtigen Ziele vernichten<br />

dürfe.<br />

Schau dir den Pfau an. Er stillt seinen Durst mit reinstem Regenwasser.<br />

Niemals trinkt er verschmutztes Wasser aus den Gräben und Kanälen. Aber<br />

beständig verehrt er die Wolken und den Regen, der aus ihnen fällt und empfindet<br />

dadurch Zufriedenheit. Wenn das Herz der Verehrung der Heiligen<br />

ergeben ist, werden sogar unerfreuliche Ereignisse erfreulich.<br />

Oh König, gewahre das junge Paar dort, welches miteinander spricht und<br />

sich erfreut. Der junge Mann, völlig verliebt in seine Gefährtin, hat sie gerade<br />

nach einer langen Zeit der Trennung wiedergetroffen. Er sagt zu ihr :<br />

„Geliebte, höre, was mir an einem Tag während unserer Trennung geschehen<br />

ist. Ich betrachtete die Wolken und betete zu den Wolken, dass sie dir<br />

eine Nachricht von mir überbringen mögen. So groß war mein Verlangen<br />

nach dir, dass ich ohnmächtig wurde. Mein Atem hielt an. Meine Erinnerung<br />

setzte aus. Mein Körper wurde kalt und starr wie ein Holzklotz. Wer kann<br />

schon angemessen das Unglück beschreiben, welches denjenigen überfällt,<br />

der von der Geliebten getrennt ist?<br />

Reisende, die vorüberkamen und alles beobachtet hatten, hielten mich für<br />

tot und trafen Vorbereitungen für die Verbrennung des entseelten Körpers.<br />

Ich wurde auf den Verbrennungsplatz gebracht. Sie legten mich auf den Scheiterhaufen<br />

und zündeten ihn an. In wenigen Augenblicken erfuhr ich nun alle<br />

möglichen Arten von seltsamen Empfindungen, Gefühlen und Visionen. Ich<br />

fühlte, wie ich in ein Loch im Boden fiel. Beschützt wurde ich dabei von der<br />

Rüstung deiner Liebe und der Kontemplation deiner Gestalt. Ich erfreute<br />

mich in meinem Herzen deiner Gesellschaft. Ich erinnerte mich noch des<br />

kleinsten Details unserer amourösen Begegnung, in der wir uns einander<br />

selbstvergessen hingaben. Währenddessen erblickte ich rund um mich herum<br />

Flammen.“<br />

Als sie dies vernahm, wurde das Mädchen ohnmächtig. Ihr Liebhaber brachte<br />

sie wieder zu sich und setzte seine Erzählung fort:<br />

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