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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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VI.1:107<br />

Śikhidhvaja erwiderte: „Oh Freund, ich vermag weder Gutes noch Böses in<br />

diesem Vorhaben zu erblicken. Oh Weiser, tue was dir beliebt. Da das Gemüt<br />

in vollkommenem Gleichgewicht ruht, sehe ich überall nichts als das Selbst.<br />

Tue daher wie dir beliebt.“<br />

Kuæbha antwortete: „Wenn dies deine wahren Empfindungen sind, oh König,<br />

dann ist heute der vorzüglichste aller Tage. Die himmlischen Wesen sollen<br />

unsere Hochzeit bezeugen.“<br />

Beide sammelten alle für den Hochzeitsritus benötigten Gegenstände. Sie<br />

badeten als Vorbereitung für den geheiligten Ritus zusammen in heiligem<br />

Wasser. Sie entboten den Ahnen und Göttern ihre Verehrung.<br />

Unterdessen war die Nacht hereingebrochen. Kuæbha wurde eine liebliche<br />

Frau. „Er“ sprach zum König: „Oh teurer Freund, nun bin ich eine Frau. Mein<br />

Name ist Madanikā. Ich grüße dich. Ich bin deine Frau.“ Śikhidhvaja verehrte<br />

Madanikā mit Girlanden, Blumen und Juwelen. Ihre Schönheit bewundernd,<br />

sagte der König: „Oh Madanikā, du strahlst wie die Göttin Lak«mÅ. Mögen wir<br />

zusammenleben wie die Sonne und der Schatten, Lak«mÅ und Nārāyaïa, Áiva<br />

und PārvatÅ und dabei gesegnet sein. Mögen wir mit allem Glückverheißendem<br />

gesegnet sein.“<br />

Das Paar entzündete das heilige Feuer und vollführte in strenger Beachtung<br />

der Vorschriften die Hochzeitsriten. Der Altar war mit blühenden Gewinden<br />

und Edelsteinen sowie Halbedelsteinen bedeckt. Seine vier Ecken schmückten<br />

Kokosnüsse, und es gab Gefäße mit heiligem Gangeswasser. In der Mitte<br />

brannte das heilige Feuer. Sie umwandelten dieses Feuer und entboten die<br />

vorgeschriebenen Opfergaben zusammen mit den dafür bestimmten heiligen<br />

Hymnen. Noch während sie so taten, nahm der König häufig Madanikās Hand,<br />

um ihr seine Liebe und Freude zu zeigen. Dann umschritten sie dreimal das<br />

geheiligte Feuer und vollführten damit das so genannte Lājā Homa. Schließlich<br />

zogen sie sich in das Hochzeitsgemach zurück (eine besonders für diesen<br />

Zweck vorbereitete Höhle). Der Mond überschüttete sie mit kühlen Strahlen.<br />

Das Brautbett war aus duftenden Blüten gemacht. Sie bestiegen dieses Bett<br />

und vollzogen die Ehe.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Als die Sonne aufging, wurde aus Madanikā wieder Kuæbha. Auf diese Weise<br />

lebte das Paar als Freunde tagsüber und als Ehefrau und Ehemann in der<br />

Nacht. Als Śikhidhvaja eines Nachts schlief, schlüpfte Kuæbha (als Cū¬ālā) in<br />

den Palast, erledigte die königlichen Pflichten und kehrte rasch an die Seite<br />

des Königs zurück.<br />

Einen Monat lang lebten sie so in den Höhlen des Mahendra-Berges. Sie<br />

durchwanderten verschiedene Wälder und zogen von einem Berghang zu<br />

einem anderen. Eine Zeitlang lebten sie im Garten der Götter, der als der<br />

Pārijāta-Wald bekannt ist und sich auf den südlichen Hängen des Maināka-<br />

Berges befindet. Außerdem durchstreiften sie auch das Kuru- und das Kosala-<br />

Gebiet.<br />

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