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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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wirklich tragisch, dass der Sohn der Götter, welche leichthin von der Lust<br />

überwältigt werden, nun die Konsequenzen einer Beleidigung heiliger Weiser<br />

zu erleiden hat. Doch weshalb sollte ich trauern, da all dies mein Selbst nicht<br />

berühren kann.<br />

ŚIKHIDHVAJA sagte:<br />

Was nützt das Trauern, oh Sohn der Götter? Komme was wolle - das Selbst<br />

ist vom Schicksal des Körpers nicht betroffen. Was auch immer an Freude<br />

oder Sorge jemandem zugedacht ist, betrifft lediglich den Körper, nicht seinen<br />

Bewohner. Wenn sogar du trauerst was ist dann von den unwissenden Menschen<br />

zu sagen? Vielleicht aber hast du, indem du dieses unglückliche Ereignis<br />

erzählt hast, nur die entsprechenden Worte und Ausdrücke gebraucht!!<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

So trösteten sie einander, denn waren sie zu unzertrennlichen Freunden<br />

geworden. Die Sonne begann unterzugehen und die Finsternis der Nacht<br />

legte ihren Mantel über die Erde. Beide vollführten die Abendgebete. Schon<br />

bald danach begann Kuæbhas Körper eine schleichende Verwandlung durchzumachen.<br />

Indem er seine Tränen hinunterschluckte, sprach er mit erstickter<br />

Stimme zu Śikhidhvaja: „Oh wehe, ich fühle meinen Körper dahinschmelzen<br />

und auf die Erde niedertropfen. Meine Brust entwickelt weibliche Brüste.<br />

Meine Knochen entwickeln sich zu denen einer Frau. Aussehen, Kleidung und<br />

Schmuck einer Frau entspringen aus dem Körper selbst. Oh was soll ich tun?<br />

Wie kann ich diese Schande, wahrhaftig eine Frau geworden zu sein, verbergen?“<br />

Śikhidhvaja erwiderte: „Heiliger, du weißt, was zu wissen ist. Trauere nicht<br />

über das Unvermeidliche. Das Schicksal berührt nur den Körper, nicht den<br />

Verkörperten.“ Kuæbha stimmte zu: „Du hast recht. Ich empfinde nun keinen<br />

Kummer mehr. Wer kann der Weltordnung oder der Natur schon widerstehen?“<br />

Indem sie so sprachen, begaben sie sich zu Bett (sie schliefen in demselben<br />

Bett). Auf diese Weise lebte Cū¬ālā mit ihrem Gemahl tagsüber als junger<br />

Asket und nächtens als Frau zusammen.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Einige Tage lebten sie so, und dann sagte Kuæbha zu Śikhidhvaja: „Oh König,<br />

höre dir meinen Vorschlag an. Eine Zeitlang war ich nächstens eine Frau.<br />

Nun möchte ich die Rolle einer Frau während der Nacht erfüllen; Denn ich<br />

empfinde, dass ich als die Frau eines würdigen Gemahls lebe. In den drei<br />

Welten gibt es niemanden, der mir teurer ist als du. Daher wünsche ich dich<br />

zu heiraten und gemeinsam mit dir eheliche Freuden zu genießen. Dies ist<br />

nur natürlich, erfreulich und naheliegend. Welcher Fehler sollte darin liegen?<br />

Wir haben beide Wunsch und Ablehnung aufgegeben und verfügen über eine<br />

ausgewogene Sicht. Lass uns daher das Natürliche ohne Verlangen und Abneigung<br />

tun.“<br />

VI.1:106<br />

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