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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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VI:1,11<br />

Diskurs über Brahman<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Wieder und wieder erläutere ich all dies zum Nutzen und Frommen deines<br />

spirituellen Erwachens, oh Rāma, denn ohne diese stetigen Wiederholungen<br />

(oder spirituelle Praxis) kann die Realisation des Selbst nicht geschehen.<br />

Diese Unwissenheit, genannt avidyā oder ajñāna, ist deshalb so undurchdringlich<br />

geworden, weil sie in Tausenden von Inkarnationen durch die Sinne<br />

innerhalb und außerhalb dieses Körpers wieder und wieder gelebt und erfahren<br />

worden ist. Die Selbsterkenntnis jedoch befindet sich nicht innerhalb<br />

der Reichweite der Sinne. Sie taucht auf, wenn die Sinne und das Gemüt,<br />

welches der sechste Sinn ist, aufhören.<br />

Oh Rāma, lebe fest verankert in der Selbsterkenntnis, so wie König Janaka<br />

lebt, nachdem er erkannt hatte, was es zu erkennen gibt. Er kennt die Wahrheit<br />

allezeit, ob er nun tätig ist oder nicht, ob er wach ist oder nicht. Lord<br />

Vi«ïu inkarniert in dieser Welt und nimmt eine Verkörperung an, fest verankert<br />

in der Selbsterkenntnis. Auf die gleiche Weise verbleibt Lord Śiva in der<br />

Selbsterkenntnis, und ebenso ist auch Lord Brahmā in der Selbsterkenntnis<br />

verankert. Sei verankert in der Selbsterkenntnis, oh Rāma, wie diese.<br />

RùMA fragte:<br />

Hoher Herr, bitte sage mir, worin diese Selbsterkenntnis besteht, in der alle<br />

diese großen Seelen verankert sind.<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

Rāma, du weißt dies bereits. Aber du fragst wieder danach, weil du es vollauf<br />

geklärt haben willst.<br />

Alles was hier ist und alles was als die Welt erscheint, ist nur das reine<br />

Brahman oder das absolute Bewusstsein und nichts anderes. Bewusstsein ist<br />

Brahman, die Welt ist Brahman, sämtliche Elemente sind Brahman, ich bin<br />

Brahman, mein Feind ist Brahman, meine Freunde und Verwandten sind<br />

Brahman, die drei Perioden der Zeit sind Brahman, denn all dies wurzelt in<br />

Brahman. So wie der Ozean aufgrund der Wellenbildung größer erscheint, so<br />

scheint Brahman aufgrund der unendlichen Vielfalt der Substanzen größer zu<br />

werden. Brahman nimmt Brahman wahr, Brahman erfährt oder erfreut sich<br />

Brahmans, und Brahman manifestiert sich in Brahman durch die Macht von<br />

Brahman selbst. Brahman ist die Gestalt meines Feindes, der mir missfällt,<br />

der ich doch Brahman bin. Wenn dies sich so verhält – wer fügt da dem anderen<br />

was zu?<br />

Die verschiedenen Stimmungen des Gemüts wie Anziehung und Abstoßung,<br />

Abneigung und Zuneigung wurden durch Einbildung heraufbeschworen. Sie<br />

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