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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Ich versuchte nun alles zu vergessen und wendete mich wieder meinen alltäglichen<br />

Aktivitäten in dieser Welt zu. Ich sagte mir: „Ich bin sechzehn Jahre<br />

alt, dies sind meine Eltern usw.“ Dann erblickte ich ein Dorf und darin eine<br />

Einsiedelei. Ich begann in dieser Einsiedelei zu leben, die mir immer realer<br />

vorkam, während die Erinnerung an die früheren Erfahrungen zu schwinden<br />

begann. Ich betrachtete den Körper als meine einzige Hoffnung. Die Weisheit<br />

hatte sich weit, weit von mir entfernt. In den vāsanās oder der mentalen<br />

Konditionierung bestand nun die Essenz meines Wesens und ich war dem<br />

Erwerb von Wohlstand ergeben. Ich erfüllte alle meine gesellschaftlichen und<br />

religiösen Pflichten. Ich wusste, was zu tun und was zu unterlassen war.<br />

Eines Tages kam ein Weiser als mein Gast zu mir. Ich sorgte gut für ihn. In<br />

der Nacht erzählte er mir eine Geschichte. Er beschrieb das grenzenlose<br />

Universum in allen Einzelheiten und schloss seine Erzählung mit der Erklärung,<br />

dass all dies das unendliche Bewusstsein sei. Nun war meine innere<br />

Intelligenz plötzlich erweckt. Sogleich erinnerte ich mich an die gesamte<br />

Vergangenheit, wie ich den Körper eines Anderen betreten hatte usw. Ich<br />

glaubte, dass die andere Person die kosmische Person gewesen war und<br />

versuchte sie zu verlassen. Indem ich eins mit ihr wurde, konnte ich sie verlassen.<br />

Daraufhin sah ich vor mir sofort meinen eigenen, in der Lotosposition<br />

sitzenden Körper auftauchen, und zwar in einer Einsiedelei, bedient von<br />

Schülern. Laut diesen Schülern war, seit ich in den samÃdhi gegangen war,<br />

nur eine einzige Stunde vergangen. Die Person, deren Herz ich betreten hatte,<br />

war auch ein Reisender gewesen, der geschlafen hatte. Ich erzählte dies niemandem<br />

und betrat anstelle dessen rasch das Herz dieser schlafenden Person<br />

ein weiteres Mal. In diesem Herz war die kosmische Auflösung an ein Ende<br />

angelangt. Das Dorf, in dem ich mit meinen Verwandten gelebt hatte, war<br />

verschwunden. Alles war von den Feuern der kosmischen Auflösung in Brand<br />

gesetzt worden. Ich praktizierte die Wind-Kontemplation und wanderte darin<br />

umher.<br />

DER WEISE fuhr fort:<br />

Obwohl ich ringsum von diesen schreckenerregenden Feuern umgeben war,<br />

fühlte ich mich überhaupt nicht bedroht. Wenn man weiß, dass der Traum<br />

nur ein Traum ist, ist man sogar vom Feuer unberührt. Während ich die Natur<br />

dieses Feuers untersuchte und währenddessen aufgrund des Wissens, dass<br />

ich einen Traum vor mir hatte, unberührt von ihm blieb, tauchte eine entsetzliche<br />

Hitzewelle auf. In dem daraus entstehenden tollen Wirbel begannen alle<br />

Dinge umherzufliegen und zu Asche zu verbrennen. Es war wie ein Tanz der<br />

völligen Zerstörung.<br />

Ich begann mich zu fragen: Schließlich ist dies alles nur ein Traum, der von<br />

mir geträumt wird, der ich im Herzen von jemand anderem sitze. Weshalb<br />

sollte ich das Beobachten all des Leidens fortsetzen und nicht lieber aus all<br />

dem herauskommen?<br />

DER JÄGER fragte:<br />

VI.2:141,<br />

142<br />

667

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