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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Ganz von Anfang an kam diese Schöpfung überhaupt nicht ins Dasein. Zu<br />

meinen, dass diese Welt als solche existiert, ist reine Fiktion. Es ist bedauernswert<br />

und eine Tragödie, dass die Leute behaupten, dass diese Welt existiert<br />

(obwohl dies nicht stimmt) und das Höchste Brahman nicht existiert<br />

(obwohl nur es existiert).<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Wo kann ich das finden, was nicht Brahman oder das unendliche Bewusstsein<br />

ist? Oh weh, die Welt ist ein seltsamer Ort, wo die Menschen diese unwirkliche<br />

Welt (das Objekt der Wahrnehmung) als wirklich erachten. Und<br />

doch erreichen auch sie dasselbe Brahman. Das Strahlen eines kostbaren<br />

Edelsteins ist weder dessen Schöpfung noch ist es unabhängig vom Edelstein,<br />

und auf dieselbe Weise ist die Welterscheinung nicht verschieden vom Selbst,<br />

das reines Bewusstsein ist. In diesem höchsten Zustand des Bewusstseins<br />

erstrahlt die Sonne – die Sonne ist vom Selbst nicht verschieden. Jedoch vermögen<br />

weder die Sonne noch der Mond das Selbst zu beleuchten oder zu<br />

enthüllen. Es geschieht durch die diesem Bewusstsein eingeborenen Kräfte,<br />

dass die Sonne und der Mond selber erstrahlen und die Wahrnehmungsobjekte<br />

enthüllen.<br />

Dieses Bewusstsein hat Form und hat keine Form – all dies sind nur Worte<br />

und sinnlose Konzepte. Die Partikel des Lichtes, die die Strahlen der Sonne<br />

ausmachen, sind selbst die Strahlen der Sonne und nicht von dieser verschieden.<br />

Daher ist es korrekt zu behaupten, dass sie gleichzeitig scheinen und<br />

nicht scheinen. Ebenso ist es richtig zu sagen, dass die Sonne und der Mond<br />

scheinen, und es ist gleichzeitig richtig zu sagen, dass sie nicht scheinen. Wie<br />

kann man behaupten, dass sie nicht scheinen, da doch die Sonne und alle<br />

anderen Leuchtkörper aufgrund des unendlichen Bewusstseins scheinen?<br />

Dieser höchste Zustand ist jenseits aller Konzepte; sogar der Konzepte von<br />

„Masse von Bewusstsein“ und „Leere“. Er ist leer von allem und doch gleichzeitig<br />

voll von allem. Daher existiert die Erde usw., während andererseits<br />

wiederum nichts darin existiert. Obgleich es unendlich viele jīvas in ihm gibt,<br />

existieren sie doch nicht als jīvas unabhängig vom Bewusstsein. „Etwas“,<br />

„nichts“ usw. sind nur Konzepte, die weit entfernt von der Realität oder dem<br />

unendlichen Bewusstsein sind.<br />

Das reine Bewusstsein, welches nondual, ewiglich und allgegenwärtig ist,<br />

existiert und wird „Welt“ genannt. Sobald man all diese Objektivität entfernt,<br />

bleibt von der Welt der Vielfalt nichts als die Wahrheit zurück. Es ist dieses<br />

Bewusstsein selbst, welches sich als die unendlichen Erfahrungen manifestiert.<br />

Der Wachzustand des Bewusstseins steht mit turīya (dem transzendentalen<br />

Zustand) in exakt derselben Verbindung wie der Traumzustand mit dem<br />

Tiefschlaf. Für die erleuchtete Person jedoch sind alle diese Zustände nur der<br />

eine turīya-Zustand des Bewusstseins.<br />

Die Theorien betreffend die Erschaffung oder Umwandlung des Selbst oder<br />

Bewusstseins in Materie sind Ausdrucksweisen, wie sie von Lehrern zur<br />

Unterweisung ihrer Schüler gebraucht werden – sie enthalten kein Jota<br />

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