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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Der Dämonen-König Bali, Sohn von Virocana, regierte dieses Gebiet. Der<br />

Beschützer dieses Königs war der Herr des Universums, Śri Hari selbst, daher<br />

verehrte ihn sogar der König der Himmel, Indra. Die Hitze der Ausstrahlung<br />

von diesem König Bali war so groß, dass die Ozeane austrockneten. Ein bloßer<br />

Blick aus seinen Augen konnte Berge versetzen. Bali herrschte eine sehr<br />

lange Zeit über die Unterwelt.<br />

Im Verlaufe der Zeit kam eine große Leidenschaftslosigkeit über König Bali.<br />

Er forschte wie folgt:<br />

Wie lange noch soll ich diese Unterwelt regieren, wie lange noch soll ich in<br />

diesen drei Welten wandern? Was gewinne ich durch die Herrschaft über<br />

dieses Königreich? Wenn doch alles, was es in den drei Welten gibt, der Zerstörung<br />

unterworfen ist – wie kann man dann erhoffen, Glück durch all das zu<br />

erfahren?<br />

Wieder und wieder erfährt man diese abgeschmackten Vergnügen, und dieselben<br />

Handlungen werden Tag für Tag in dieser Welt wiederholt – warum ist<br />

nicht einmal ein weiser Mensch davon beschämt? Derselbe Tag und dieselbe<br />

Nacht, immer wieder aufs Neue – das Leben in dieser Welt dreht sich wie ein<br />

Strudel.<br />

Wie kann man, indem man all das den ganzen Tag lang lebt, den Zustand<br />

erlangen, in dem diese wiederholte Existenz endlich aufhört? Wie lange müssen<br />

wir uns noch in diesem Strudel drehen, und welchen Nutzen hat all dies?<br />

Während er so reflektierte, erinnerte er sich:<br />

Ah, ich erinnere mich daran, was einst mein Vater Virocana sagte. Ich fragte<br />

ihn damals: „Vater, was ist das Ziel dieser Welterscheinung oder wiederholten<br />

Existenz? Wann wird sie an ein Ende gelangen? Wann wird die Täuschung des<br />

Gemüts aufhören? Durch was werden wir völlige Zufriedenheit erlangen –<br />

sodass wir nachher nichts mehr suchen müssen? Ich sehe, wie es unmöglich<br />

ist, dies durch die Erfahrung der weltlichen Vergnügen oder Handlungen zu<br />

erlangen, denn sie vertiefen die Täuschung nur noch! Bitte, teile mir mit, wie<br />

ich für immer im höchsten Frieden ruhen kann.“<br />

VIROCANA sagte zu Bali:<br />

Mein Sohn, es gibt da ein ungeheures Reich – groß genug, um die drei Welten<br />

zu verschlingen. Es gibt in ihm keine Seen, keine Ozeane, keine Berge,<br />

keine Wälder, keine Flüsse, keine Erde, keinen Himmel, keine Winde, keinen<br />

Mond, keine Götter, keine Dämonen, keine Halb-Götter, keine Pflanzen, kein<br />

Firmament, nicht hoch und niedrig, keine Worte, nicht mich, nicht die Götter<br />

wie etwa Vi«ïu. Nur das eine ist da, und dies ist das höchste Licht. Es ist allmächtig,<br />

allgegenwärtig, es ist alles – und es ist still, als ob es untätig sei.<br />

Veranlasst durch es, den König, tut sein Minister alles. Was es nicht gibt,<br />

bringt er hervor, und was ist, verwandelt er. Dieser Minister ist unfähig, sich<br />

an irgendetwas zu erfreuen noch weiß er etwas. Obwohl er unwissend und<br />

leblos ist, tut er alles nach dem Willen seines Meisters, des Königs. Der König<br />

jedoch verbleibt allein und für sich, im Frieden.<br />

V:23<br />

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