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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Zweifel, was in der Tat der höchste Zustand ist. Friede wird als die Welt erkannt;<br />

Friede allein ist diese Welterscheinung. Unwissenheit ist unwirklich;<br />

weder gibt es den Seher, das Gesehene noch die Sicht! Das Gemüt bildet sich<br />

einen Fehler im Mond ein – einen solchen Fehler gibt es dort nicht. Das unendliche<br />

Bewusstsein hat nichts als Bewusstsein als seinen „Körper“ oder<br />

seine Manifestation oder seine Erscheinung.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Oh Rāma, verbleibe für immer fest verankert im Zustand, der ohne jede Gedankenbewegung<br />

ist und bleibe im Schweigen des Tiefschlafs.<br />

RùMA sprach:<br />

Herr, ich habe vom Schweigen des Mundes, vom Schweigen der Augen und<br />

anderer Sinne, und außerdem vom strengen Schweigen der extremen Askese<br />

gehört. Aber worin besteht das Schweigen des Tiefschlafs?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

Rāma, es gibt zwei Arten von muni (ein Weiser, der mouna oder Schweigen<br />

pflegt). Der eine ist ein strenger Asket, während der andere ein befreiter<br />

Weiser ist. Der erstere hält gewaltsam seine Sinne zurück und befasst sich<br />

fanatisch mit trockenen kriyās (d.h. Aktivitäten ohne Weisheit). Der befreite<br />

Weise dagegen weiß, was was ist (d.h. er kennt die Wahrheit als Wahrheit<br />

und das Unwirkliche als unwirklich). Er besitzt Selbsterkenntnis und benimmt<br />

sich doch wie ein gewöhnlicher Mensch. Was als Schweigen oder<br />

mouna bezeichnet wird, hängt von der Natur und dem Verhalten dieser<br />

munis ab.<br />

Es werden vier Arten von Schweigen beschrieben: 1) das Schweigen des<br />

Mundes, 2) das Schweigen der Sinne (Augen usw.), 3) gewaltsame Zurückhaltung,<br />

und auch 4) das Schweigen des Tiefschlafs. Es gibt noch das Schweigen<br />

des Gemüts. Jedoch ist dieszu praktizieren nur möglich für jemanden, der tot<br />

ist oder der rigides mouna (kā«Âha mouna) oder das Schweigen des Tiefschlafs<br />

(su«upti mouna) praktiziert. Die ersten drei Arten beinhalten Elemente<br />

des rigiden mouna. Es ist die vierte Art, die dann wirklich zur Befreiung<br />

führt. Daher erkläre ich, auch wenn dies das Missvergnügen derjenigen erregen<br />

sollte, die die ersten drei Arten von mouna praktizieren, dass diese drei<br />

nichts Erstrebenswertes enthalten.<br />

Das Schweigen des Tiefschlafs führt zur Befreiung. In ihm werden weder<br />

das prāïa noch die Lebenskraft zurückgehalten oderangeregt, die Sinne werden<br />

weder genährt noch ausgehungert, die Wahrnehmung der Vielfalt wird<br />

weder betont noch unterdrückt, das Gemüt ist weder Gemüt noch Nicht-<br />

Gemüt. Es gibt keine Getrenntheit und folglich muss sie auch nicht aufgegeben<br />

werden. Dies wird das Schweigen des Tiefschlafs genannt, und derjenige,<br />

der darin gefestigt ist, mag meditieren oder auch nicht. Hier ist das Wissen<br />

von dem, was ist wie es ist, und da ist die Freiheit vom Zweifel. Es ist äußerste<br />

Leerheit. Da gibt es keinerlei Unterstützung. Es ist höchster Friede, von dem<br />

man weder sagen kann, dass er real noch dass er irreal ist. Der Zustand, in<br />

VI.1:68<br />

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