19.03.2014 Aufrufe

Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

eines Bewusstsein ist, ist es auch fähig, das Objekt zu erzeugen. Es kann<br />

dagegen nicht anders herum sein, nämlich dass das Objekt die Geburt des<br />

Subjekts bewirkt. Der Seher allein ist wirklich, während das Objekt reine<br />

Halluzination ist. Gold allein ist wirklich, während das Schmuckstück nur<br />

Name und Form ist. Solange die Vorstellung des Schmuckstücks existiert, so<br />

lange wird auch das reine Gold nicht wahrgenommen. Solange die Vorstellung<br />

des Objekts andauert, so lange existiert auch die Trennung zwischen dem<br />

Seher und dem Gesehenen. So wie jedoch wegen des Bewusstseins im<br />

Schmuckstück das Gold seine „Güldenheit“ realisiert, so realisiert das Subjekt,<br />

welches sich als Objekt manifestiert, seine Subjektivität. Eines ist die Reflektion<br />

des anderen – eine echte Dualität besteht nicht. Der Seher sieht sich<br />

selbst nicht, wie er das Objekt sieht; er sieht sich selbst als das Objekt, und<br />

eben deshalb sieht er nicht – obgleich er selbst die zugrundeliegende Wirklichkeit<br />

ist, erscheint er als unwirklich. Wenn jedoch die Selbsterkenntnis<br />

auftaucht und das Objekt zu existieren aufhört, dann wird der Seher als die<br />

einzige Wirklichkeit realisiert.<br />

Das Subjekt existiert wegen des Objekts, und das Objekt selbst ist nichts als<br />

eine Reflektion des Subjekts. Die Dualität kann nicht existieren, wenn es nicht<br />

„eines“ gibt, und wozu dient die Idee von „Einheit“, wenn nur das Eine existiert?<br />

Sobald daher mit den Mitteln der rechten Selbsterforschung und des<br />

rechten Verstehens wahre Erkenntnis erlangt wird, dann bleibt nur das zurück,<br />

was nicht in Worten ausgedrückt werden kann. Von diesem kann nicht<br />

ausgesagt werden, dass es Eines oder Vieles ist. Weder ist es der Seher noch<br />

das Gesehene, weder das Subjekt noch das Objekt, weder dies noch das. Weder<br />

die Einheit noch die Vielfalt kann wirklich als die Wahrheit angesehen<br />

werden, weil jede These die Antithese entstehen lässt. Und doch ist eines<br />

nicht verschieden vom „anderen“, so wie die Welle nichts als Wasser ist, und<br />

wie das Schmuckstück nichts als Gold ist. Und tatsächlich entspricht es der<br />

Wahrheit, dass die Getrenntheit keinen Widerspruch zur Einheit darstellt!<br />

Alle diese Spekulationen betreffend Einheit und Vielfalt dienen zu nichts<br />

anderem als zur Überwindung des Leidens – zur Realisierung dessen, was<br />

jenseits aller Wahrheit ist, das Höchste Selbst.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Nachdem sie diesen weisen Worten des Königs gelauscht hatte, wurde<br />

KarkaÂī still, und ihre dämonische Natur verließ sie. Sie sprach zu ihnen:<br />

„Oh ihr weisen Männer seid beide wert, von allen verehrt und bedient zu<br />

werden. Durch die heilige Gemeinschaft mit euch gelangte ich zum gänzlichen<br />

Erwachen. Wer sich der Gemeinschaft mit erleuchteten Männern erfreut,<br />

leidet nicht in dieser Welt, so wie jemand mit einer brennenden Kerze in der<br />

Hand keinerlei Dunkelheit sieht. Bitte, sagt mir, was ich für euch tun kann.<br />

DER KÖNIG sprach: „Oh Edle, in meiner Stadt leiden viele Menschen an<br />

rheumatischen Herzbeschwerden. Außerdem gibt es im Land eine Cholera-<br />

Epidemie. Um diese Vorfälle zu untersuchen und eine Abhilfe für sie zu finden,<br />

sind mein Minister und ich heute nacht aus dem Palast hierher gekom-<br />

III:82<br />

123

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!