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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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hängige Substanz existiert, als eine reale Existenz akzeptiert werden? Ihre<br />

angeblich unabhängige Existenz ist nicht anders als das Wasser in der Luftspiegelung.<br />

Wie könnte es real sein? Dieser verwirrte Zustand, in dem diese<br />

Unwirklichkeit als wirklich erscheint, wird als Gemüt bezeichnet. Nicht-<br />

Verstehen der Wahrheit ist Unwissenheit oder Gemüt. Rechte Erkenntnis ist<br />

dagegen Selbsterkenntnis oder Selbstverwirklichung. So wie die Realisierung<br />

von „dies ist kein Wasser“ die Erkenntnis der Luftspiegelung als Luftspiegelung<br />

herbeiführt, so führt die Realisierung von „dies ist nicht das reine Bewusstsein,<br />

sondern das Bewusstsein in Bewegung, welches als Gemüt bezeichnet<br />

wird“ die Zerstörung des Gemüts herbei.<br />

Sobald daher die Nicht-Existenz des Gemüts realisiert wird, wird gesehen,<br />

dass der Ich-Sinn usw. ebenfalls nicht existiert. Eines allein existiert – das<br />

unendliche Bewusstsein. Sämtliche Ideen hören auf. Die Falschheit, welche<br />

als Gemüt erschien, hört auf, sobald die Ideen aufhören. Weder bin ich, noch<br />

ist da ein anderer, noch existieren du oder jene –es gibt weder Gemüt noch<br />

Sinne. Eines allein ist – das unendliche Bewusstsein. Nichts in den drei Welten<br />

wurde jemals geboren oder stirbt. Nur das unendliche Bewusstsein existiert.<br />

Da gibt es weder Vielfalt noch Einheit, weder Verwirrtheit noch Täuschung.<br />

Nichts verdirbt und nichts gedeiht. Alles (sogar die sich als Wunsch<br />

und Wunschlosigkeit manifestierende Energie) ist dein eigenes Selbst.<br />

KUõBHA (CôÖĀLĀ) sagte:<br />

Ich hoffe, dass du nun in deinen Innern spirituell erweckt wurdest und<br />

weißt, was zu wissen ist und siehst, was zu sehen ist.<br />

ŚIKHIDHVAJA erwiderte:<br />

In der Tat, hoher Herr, habe ich durch deine Gnade den höchsten Zustand<br />

erlangt. Wie konnte es geschehen, dass sich dieser mir so lange entzog?<br />

KUõBHA sagte:<br />

Erst wenn das Gemüt gänzlich still ist und man alle Wünsche nach Vergnügen<br />

aufgegeben hat und außerdem die Sinne ihre Eintrübung oder Verschleierung<br />

losgeworden sind, werden die Worte des Lehrers richtig verstanden.<br />

(Doch die Bemühungen bis dahin waren nicht verschwendet.) Die unternommenen<br />

Anstrengungen haben heute ihre Früchte getragen – die Unreinheiten<br />

im Körper sind weggefallen. Wenn man frei von psychologischer Konditionierung<br />

ist und die Unreinheiten beseitigt oder gereinigt sind, gehen die<br />

Worte des guru ins Innerste des eigenen Seins, so wie ein Pfeil in den Stengel<br />

des Lotos eindringt. Du hast diesen Zustand der Reinheit erlangt und daher<br />

bist du durch meine Unterweisung erleuchtet worden; deine Unwissenheit<br />

wurde zerstreut.<br />

Durch unser satsaÇga (heilige Gemeinschaft) wurden deine karmas (Handlungen<br />

und deren übrigbleibende Eindrücke) zerstört. Bis heute Vormittag<br />

warst du aufgrund der Unwissenheit erfüllt von den falschen Ideen des „Ich“<br />

und „mein“. Nun, da dein Herz aufgrund des Lichtes in meinen Worten das<br />

Gemüt aufgegeben hat, bist du vollkommen erwacht; denn die Unwissenheit<br />

VI.1:101<br />

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