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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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und du bist unsere Nahrung. So ist es durch die Natur bestimmt. Diese Beziehung<br />

beruht nicht auf wechselseitiger Ab- oder Zuneigung. Aufgrund ihrer<br />

wahren Natur flammt das Feuer himmelaufwärts und die Wasser fließen<br />

abwärts. Ebenso sucht die Nahrung den Essenden und die erschaffenen Dinge<br />

suchen ihr Ende. So wurde es vom Herrn festgelegt: Im Selbst von allen<br />

wohnt das Selbst als es selbst. In der reinen Sichtweise gibt es weder einen<br />

Täter noch einen Genießenden, während dagegen die unreine Sichtweise, die<br />

stets die Getrenntheit wahrnimmt, diese Getrenntheit als Wirklichkeit wahrzunehmen<br />

glaubt.<br />

Du dagegen bist in der Tat ein Kenner der Wahrheit, und du weißt, dass es<br />

weder eine Täterschaft noch eine Nicht-Täterschaft gibt. Die Wesen kommen<br />

und gehen wie die Blüten der Bäume – ihre Verursachung beruht auf nichts<br />

anderem als Mutmaßung. All dieses ist der Zeit zuzuschreiben. Man kann dies<br />

als real oder irreal ansehen. Denn wenn die Oberfläche eines Sees aufgewühlt<br />

wird, dann scheint auch der Mond sich aufgrund seiner Widerspiegelung zu<br />

bewegen. Man kann dies gleichzeitig als wahr und falsch betrachten.<br />

Die ZEIT fuhr fort:<br />

Ergib dich nicht dem Zorn, oh Weiser, denn das wäre der sichere Weg in<br />

das Unheil. Was sein soll, das wird auch sein. Erkenne diese Wahrheit. Wir<br />

sind nicht durch persönliche Eitelkeit angetrieben – wir erfüllen auf natürliche<br />

Weise unsere natürlichen Funktionen. Das ist in der Tat die Natur der<br />

Weisen. Was getan werden muss, muss von den Weisen hier getan werden,<br />

die egolos und ohne jeden Ich-Sinn wie im tiefen Schlaf verbleiben: dagegen<br />

sollst du dich nicht vergehen.<br />

Wo sind deine Weisheit, deine Größe und deine moralische Kraft geblieben?<br />

Oh Weiser, weshalb handelst du wie ein Narr, obwohl du den Pfad des Segens<br />

kennst? Gewiss doch ist dir bekannt, dass die reife Frucht zu Boden fällt –<br />

weshalb also ignorierst du dies und willst mich verfluchen?<br />

Und ganz gewiss ist dir bekannt, dass jeder über zwei Körper verfügt, nämlich<br />

über den physischen und den mentalen. Der physische Körper ist leblos<br />

und geht seiner Zerstörung entgegen. Das Gemüt ist endlich, aber zur<br />

Geordnetheit fähig. Jedoch ist dieses Gemüt in dir jetzt in einem ungeordneten<br />

Zustand! Das Gemüt bringt den Körper dazu, nach seiner Pfeife zu tanzen<br />

und verursacht unablässig Veränderungen in ihm – wie das Kind, welches mit<br />

Lehm spielt. Handlungen sind immer nur mentale Handlungen. Die Gedanken<br />

verursachen Bindung, während der reine Zustand des Gemüts Befreiung<br />

bedeutet. Es ist das Gemüt, das den Körper mit all seinen Gliedern erschafft.<br />

Das Gemüt bildet gleichzeitig die belebten und leblosen Wesenheiten. Diese<br />

ganze unendliche Vielfalt besteht aus nichts anderem als dem Gemüt. Das<br />

Gemüt mit seiner Funktion der Entschlossenheit wird Intellekt genannt. In<br />

seiner Funktion der Identifiziertheit wird es als der Ich-Sinn bezeichnet. Der<br />

physische Körper besteht nur aus physischer Materie, während das Gemüt<br />

ihn jedoch als seinen eigenen betrachtet. Wendet sich das Gemüt dagegen der<br />

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