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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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anderen Elementen, die man erfährt. Wenn man sich einen Fluss aus Funken<br />

vorstellt und ihn berührt, erfährt man keinerlei Schmerz. So verhielt es sich<br />

mit meinen Erfahrungen der Elemente.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Schließlich wurde ich durch vāyu-dhāraïā (Kontemplation meiner selbst als<br />

der Wind) zum Luftelement. Ich lehrte die Gräser, Blätter, Kletterpflanzen und<br />

das Stroh die Kunst des Tanzens. Indem ich Kühle wehte, machte ich mich<br />

zum Freund der jungen Damen. Gleichzeitig war ich wegen meinen Hitzewellen,<br />

Wirbelstürmen und Tornados weit und breit gefürchtet. In den Lustgärten<br />

verbreitete ich süße Düfte, in den Höllen versprühte ich Feuerfunken.<br />

Meine Geschwindigkeit war so groß, dass die Leute Gemüt und Wind als<br />

Geschwister ansahen. Ich floss mit den Wassern des heiligen GaÇgā dahin und<br />

hätte vielleicht Langeweile empfunden, wenn ich nicht die Müden und Erschöpften<br />

hätte erquicken können, was mich glücklich machte. Den Raum<br />

unterstützte ich durch Weitertragen der Klangwellen und so wurde ich der<br />

teure Freund des Raumes. Ich bewohnte die vitalen Organe aller Wesen. Ich<br />

kannte die Geheimnisse des Feuers und wurde so der Freund des Feuers. Als<br />

Lebensatem betrieb ich die Körpermaschinen aller verkörperten (lebenden)<br />

Wesen. So wurde ich zur selben Zeit ihr Freund und ihr Feind.<br />

Obwohl ich mich vor aller Augen befand, konnte ich doch von niemandem<br />

gesehen werden. Während der kosmischen Auflösung vermochte ich ungeheure<br />

Berge zu heben und nach Belieben umherzuwirbeln. Als Luft führte ich<br />

sechs Funktionen aus: Mengen von etwas ansammeln, austrocknen, aufrechterhalten<br />

und unterstützen, vibrieren oder Bewegung verursachen, Duft verbreiten<br />

und kühlen. Ich erfüllte die Aufgabe des Erbauens und Zerstörens von<br />

Körpern.<br />

Während ich das Element Luft war, nahm ich innerhalb jedes einzelnen Moleküls<br />

der Luft ein ganzes Universum wahr. In jedem dieser Universen erblickte<br />

ich alle Elemente usw. wie sie in diesem Universum sind. Sie stellten<br />

keine realen Gegebenheiten dar, sondern waren bloß Ideen, die in der kosmischen<br />

Leerheit oder im unendlichen Raum auftauchten.<br />

In diesen Welten gab es ebenfalls Götter und Planeten, Berge und Ozeane<br />

sowie die illusorischen Wahrnehmungen von Geburt, Alter und Tod. Ich<br />

durchwanderte all diese Reiche zur Zufriedenheit meines Herzens. Zahllose<br />

Wesen wie Himmelsbewohner und Weise ruhten auf meinem Körper wie<br />

ebenso viele Fliegen und Moskitos. Wenn ich sie verließ, erlangten sie ihre<br />

verschiedenen Gestalten und Farben. Wenn ich sie berührte, erfuhren sie<br />

immense Freude, jedoch konnten sie mich nicht sehen.<br />

Obschon die Unterwelten meine Füße, die Erde meine Eingeweide und die<br />

Himmel mein Kopf waren, gab ich nicht für einen Moment meine subatomare<br />

Natur auf. Überall und immer gab es nur mich und ich vollbrachte alles. Ich<br />

war das Selbst von allem. Ich war alles. Und doch war ich reine Leerheit. Ich<br />

erfuhr das Sein und das Nicht-Sein, den formlosen Zustand und die Form,<br />

VI.2:92<br />

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