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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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VI.2:126<br />

Auf dieselbe Weise befasst sich Lord Viåņu mit verschiedenen Tätigkeiten<br />

und inspiriert andere, sich ebenfalls mit solchen Tätigkeiten zu befassen. So<br />

„stirbt“ er und „tötet“ andere, wird geboren und wächst, bleibt aber die ganze<br />

Zeit über gänzlich frei von allem. Leicht könnte er sich von all diesem zurückziehen<br />

– aber was wird dadurch gewonnen? Lasst alles so sein, wie es ist! Das<br />

ist die Haltung derjenigen, die in der Realisierung des unendlichen Bewusstseins<br />

leben.<br />

Auch die Sonne, der Mond und das Feuer gehen ihren natürlichen Tätigkeiten<br />

nach, obgleich sie alle befreite Wesen (jīvanmukta) sind. Auch die Lehrer<br />

der Götter (B­haspati) und der Dämonen (Áukra) sind jīvanmuktas, obgleich<br />

sie die Rollen der Anführer gegnerischer Mächte spielen und einander wie<br />

unwissende Menschen bekämpfen. König Janaka ist ebenfalls ein befreiter<br />

königlicher Weiser und doch führt er fürchterliche Kriege. Es gibt weitere<br />

königliche Weise, die sich mit ihren königlichen Pflichten beschäftigten und<br />

doch innerlich frei von Bindung sind. Während sie ihren weltlichen Aufgaben<br />

nachkommen, benehmen sich die Erleuchteten wie unwissende Leute. Die<br />

Unterscheidung zwischen Bindung und Befreiung liegt im Zustand des eigenen<br />

Bewusstseins, welches im Falle von Bindung konditioniert und im Falle<br />

von Befreiung unkonditioniert ist. Sogar mehrere der Dämonen wie Bali,<br />

Prahlāda, Namuci, V­tra, Andhaka und Mura und andere haben Befreiung<br />

erlangt. Das erleuchtete Bewusstsein ist vom Auf- und Abflauen von Vorlieben<br />

und Abneigungen, der mentalen Tätigkeiten und des überbewussten<br />

Bewusstseins unbetroffen. Für denjenigen, der fest im unkonditionierten und<br />

unendlichen Bewusstsein verankert ist, verschwinden diese Unterscheidungen.<br />

Die Vielfalt, die die Menschen in dieser Schöpfung hier erfahren, ist nur<br />

eine Erscheinung, wie die Farben des Regenbogens.<br />

Die Welt scheint in Beziehung zum unendlichen Bewusstsein zu sein, so wie<br />

die Räumlichkeit (Leere oder Distanz) in Beziehung zum Raum zu sein<br />

scheint.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Höre dir nun an, wie es den vier VipaÁcits ergangen ist. Einer von ihnen<br />

wurde von einem Elefanten getötet. Der zweite wurde von einigen Himmelsbewohnern<br />

(yakåas) entführt, die ihn in loderndes Feuer warfen, wo er starb.<br />

Der dritte wurde von den Himmelsbewohnern namens vidyādharas in den<br />

Himmel gebracht. Weil VipaÁcit sich dort nicht vor dem König (Indra) verbeugte,<br />

verfluchte ihn dieser und verbrannte ihn zu Asche. Der vierte schließlich<br />

wurde von einem Krokodil getötet.<br />

Indem sie in ihren subtilen Körpern verblieben, betrachteten diese vier ihre<br />

eigene Geschichte, die in ihren Gemütern aufgrund subtiler Eindrückge gespeichert<br />

war. Im Raum ihres eigenen Bewusstseins sahen sie das gesamte<br />

Universum mit all seinen Ozeanen und Bergen, Städten und Dörfern, Sonnen<br />

und Monden und Sternen und Wolken. Sie sahen sogar ihre eigenen Körper in<br />

ihrem ursprünglichen Zustand. Ausgestattet mit den subtilen (ātivāhika)<br />

Körpern sahen sie nun im Raum vor sich ihre eigenen physischen Körper.<br />

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