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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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suchte seinen Körper und stellte fest, dass der Same der Individualität noch<br />

in ihm wohnte.<br />

RùMA fragte:<br />

Hoher Herr, wenn der Körper des Weisen wie ein Holzklotz am Boden liegt,<br />

wie kann man wissen, dass es noch eine Spur von sātva (gereinigtem Gemüt)<br />

in ihm gibt?<br />

VASIåèHA sprach:<br />

Es gibt in seinem Herzen, unsichtbar und äußerst subtil, noch eine Spur von<br />

sātva, die die Ursache der Wiederbelebung des Körperbewusstseins ist. Es ist<br />

wie mit der Blume und der Frucht, die beide potentiell im Samen anwesend<br />

sind. Im Falle des Weisen, dessen Gemüt gänzlich frei von Gedankenbewegungen<br />

ist, der ohne die kleinste Idee der Dualität oder Einheit ist, dessen<br />

Bewusstsein äußerst fest und stetig wie ein Berg ist, befindet sich der Körper<br />

in einem Zustand eines perfekten Gleichgewichts. Er fällt weder noch steigt er<br />

(stirbt oder lebt), sondern er verbleibt in vollkommener Harmonie mit der<br />

Natur. Nur so lange es Ideen von Dualität oder Einheit gibt, geschieht es, dass<br />

der Körper denselben Verwandlungen wie das Gemüt unterworfen wird. Es<br />

sind die Bewegungen der Gedanken, die als die Welt erscheinen. Aufgrund<br />

dessen erfährt das Gemüt Vergnügen, Ärger und Täuschung, die unvermeidbar<br />

und ununterdrückbar sind. Ist das Gemüt jedoch fest im Gleichmut verankert,<br />

tauchen Störungen dieser Art nicht mehr in ihm auf. Ein solcher<br />

Mensch ist wie reiner Raum.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Wenn sich sātva in einem Zustand totalen Gleichgewichts befindet, werden<br />

keinerlei physische und psychologische Defekte erfahren. Es ist nicht möglich,<br />

sātva aufzugeben, denn es erreicht von selbst im Verlaufe der Zeit sein Ende.<br />

Wenn es weder das Gemüt und auch sātva nicht mehr im Körper gibt – wie in<br />

der Wärme schmelzender Schnee –, löst sich der Körper in die Elemente auf.<br />

Śikhidhvajas Körper war frei vom Gemüt (Gedankenbewegung), enthielt aber<br />

immer noch eine Spur von satva. Daher hatte er sich noch nicht in die Elemente<br />

aufgelöst. Cū¬ālā hatte dies bemerkt und entschied: „Ich werde in die<br />

reine Intelligenz eingehen, die allgegenwärtig ist, und mich bemühen, das<br />

Körperbewusstsein in ihm wiederzuerwecken. Falls ich es nicht tue, wird er<br />

gewiss nach einiger Zeit von selbst erwachen. Aber weshalb sollte ich so<br />

lange allein bleiben?“<br />

Cū¬ālā gab also ihren Körper auf und betrat das reine Gemüt (sātva) von<br />

Śhidhvaja. Sie berührte dieses reine Gemüt und ging schnell wieder in ihren<br />

eigenen Körper, den sie rasch in den des jungen Asketen Kuæbha verwandelt<br />

hatte. Kuæbha begann auf angenehme Weise die Hymnen der Sāma Vedas zu<br />

singen. Der König hörte dies und kehrte ins Körperbewusstsein zurück. Er<br />

sah Kuæbha vor sich und war glücklich. Er sprach zu Kuæbha: „Wunderbarerweise<br />

sind wir zusammen erneut in deinem Bewusstsein aufgetaucht, oh<br />

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