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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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III:110<br />

demselben Moment befand ich mich an diesem Hof – begrüßt und umjubelt<br />

von euch allen.“<br />

(Als der König diese Worte gesprochen hatte, verschwand der Zauberkünstler.)<br />

Die MINISTER sprachen:<br />

O König, dies kann kein Zauberkünstler gewesen sein, weil er nicht an einer<br />

Belohnung, an Geld, interessiert gewesen ist. Ganz sicher war dies ein göttliches<br />

Wesen, das dir und uns allen die Macht der kosmischen Illusion zeigen<br />

wollte. Aus all dem ist klar geworden, dass diese Welterscheinung nichts<br />

anderes als das Spiel des Gemüts ist –das Gemüt selbst ist das Spielzeug des<br />

allmächtigen, unendlichen Seins. Dieses Gemüt ist fähig, sogar einen Mann<br />

von großer Weisheit an der Nase herumzuführen. Wo ist der König, der in<br />

allen Wissensgebieten bewandert war, und wo ist diese so verblüffende Illusion?<br />

Ganz gewiss ist dies nicht der Trick eines Taschenspielers – denn ein Zauberer<br />

arbeitet für materiellen Gewinn. Es war nichts als die Macht der Illusion.<br />

Daher verschwand der Zauberer, ohne eine Belohnung zu verlangen.<br />

VASIåèHA sprach:<br />

Rāma, ich selbst befand mich zu jener Zeit an diesem Hof und weiß daher<br />

alles aus erster Hand. Auf diese Weise vermag das Gemüt die wahre Natur des<br />

Selbst zu verhüllen und eine illusorische Realität mit zahlreichen Bäumen,<br />

Blumen und Früchten zu erschaffen. Zerstöre diese Illusion mit Hilfe der<br />

Weisheit und ruhe im Frieden.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Ganz zu Beginn entstand eine Trennung im Höchsten Sein bzw. unendlichen<br />

Bewusstsein, und das Unendliche wurde scheinbar gleichzeitig zum Beobachter<br />

und Beobachteten. Als dieser Beobachter das Beobachtete zu begreifen<br />

und zu verstehen versuchte, gab es eine Vermischung (von Realität und Erscheinung)<br />

oder eine Verwirrung. Aufgrund dieser Verwirrung entstand im<br />

unendlichen Bewusstsein das Konzept der Endlichkeit.<br />

Das endliche Gemüt erschafft sodann in sich zahllose Ideen, die es schwächen<br />

und verschleiern und die Sorgen herbeischaffen, die dann vom Gemüt<br />

wiederum stark vergrößert werden. Diese Ideen und Erfahrungen hinterlassen<br />

Spuren im Gemüt. Sie bilden die Eindrücke oder die konditionierten<br />

Tendenzen, die zum allergrößten Teil latent oder schlafend sind. Wenn das<br />

Gemüt es jedoch schafft, sie wieder loszuwerden, verschwinden die Schleier<br />

wie Nebel im Sonnenaufgang – und damit auch all diese Sorgen. Bis dahin<br />

spielt das Gemüt mit all diesen– wie kleine Kinder mit Küken spielen und sie<br />

quälen.<br />

Das unreine Gemüt sieht dort ein Gespenst, wo nur ein Pfahl ist. Es vergiftet<br />

die Beziehungen unter den Menschen, indem es Verdächtigungen unter<br />

Freunden sät und Feinde aus ihnen macht – so wie ein Betrunkener glaubt,<br />

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