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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Betrachte Vielfalt nicht als das Selbst. Denke nicht, dass die Selbsterkenntnis<br />

das Ergebnis der Unterweisung eines Lehrers sei. Der Guru oder Lehrer<br />

ist mit Sinnen und Verstand ausgestattet – das Selbst oder Brahman ist jenseits<br />

von Sinnen und Verstand. Das, was erst erlangt wird, wenn das andere<br />

aufgehört hat, wird nicht mit Hilfe dieses anderen erlangt, solange dieses<br />

andere noch existiert. Obwohl jedoch die Anweisungen des Lehrers und alles,<br />

was damit zusammenhängt, nicht wirklich ein Mittel zur Erlangung der<br />

Selbsterkenntnis darstellen, werden sie doch allgemein als das Mittel dazu<br />

betrachtet.<br />

Das Selbst enthüllt sich nicht mit Hilfe der Schriften oder der Anweisungen<br />

des Lehrers, und das Selbst enthüllt sich nicht ohne Hilfe der Schriften und<br />

Anweisungen des Lehrers. Es enthüllt sich nur dann, wenn all dieses zusammenkommt.<br />

Die Enthüllung des Selbst geschieht nur dann, wenn die Kenntnis<br />

der Schriften, die Anweisungen eines Lehrers und wahre Schülerschaft zusammentreffen.<br />

Das, was IST, nachdem sämtliche Sinne aufgehört haben zu funktionieren<br />

und sämtliche Vorstellungen von Vergnügen und Schmerz verschwunden<br />

sind, ist das Selbst oder Śiva, was ebenfalls durch Ausdrücke wie „Das“,<br />

„Wahrheit“ oder „Wirklichkeit“ angezeigt wird. Jedoch existiert das, was IST,<br />

wenn all dies aufhört zu existieren, sogar dann, wenn all dies gegenwärtig ist<br />

– wie der grenzenlose Raum. Die Erlöser des Universums (Brahmā, Indra,<br />

Rudra und andere) haben aus Mitgefühl die Schriften wie die Veden und die<br />

Purāïas (die mythischen Legenden) verfasst, um den Getäuschten, den Unwissenden<br />

das spirituelle Erwachen zu ermöglichen und in ihnen den Durst<br />

nach Befreiung zu erwecken. In diesen Schriften haben sie dann Begriffe wie<br />

„Brahman“, „Bewusstsein“, „Śiva“, „Selbst“, „Höchster Herr“, „Höchstes Selbst“<br />

usw. verwendet. Diese Begriffe deuten auf eine Vielfalt, aber in Wahrheit gibt<br />

es diese Vielfalt nicht.<br />

Die durch Begriffe wie „Brahman“ usw. angedeutete Wahrheit ist selbst in<br />

der Tat reines Bewusstsein. Im Vergleich zu diesem ist sogar der grenzenlose<br />

Raum grob und solide wie ein riesiger Berg. Dieses reine Bewusstsein scheint<br />

ein kennbares Objekt zu sein und lässt das Konzept der Intelligenz oder des<br />

Bewusstseins entstehen, obwohl das innerste Selbst keineswegs ein Objekt<br />

der Erkenntnis ist. Aufgrund einer momentan entstehenden Konzeptualisierung<br />

lässt dieses reine Bewusstsein den Ich-Sinn („ich weiß“) entstehen.<br />

Der HÖCHSTE HERR fuhr fort:<br />

Dieser Ich-Sinn lässt schließlich die Ideen von Raum und Zeit entstehen.<br />

Ausgestattet mit der Energie der vitalen Winde wird er sodann zum jīva oder<br />

Individuum. Das Individuum folgt von da an den Diktaten der Vorstellungen<br />

und gleitet in immer dichtere Unwissenheit hinein – so wird das Gemüt geboren<br />

in Verbindung mit dem Ich-Sinn und den verschiedenen Formen psychologischer<br />

Energie. All dies zusammen wird der „ātivāhika-Körper“ genannt –<br />

der subtile Körper, der sich von einer Ebene zur nächsten bewegt.<br />

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