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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Denn obgleich es zwischen Nebel und Wolken keinen essenziellen Unterschied<br />

gibt, beobachtet man oft, wie der Nebel Licht auszusenden scheint,<br />

während die Wolken es dagegen zu verdunkeln scheinen. Das innere Licht des<br />

Bewusstseins scheint auf immer innerhalb und außerhalb, Tag und Nacht.<br />

Rätselhafterweise erleuchtet es die Wirkungen der Unwissenheit, ohne jedoch<br />

die Finsternis der Unwissenheit zu entfernen. So wie die immer leuchtende<br />

Sonne ihre wahre Natur mit Hilfe von Tag und Nacht enthüllt, so enthüllt<br />

das Licht des Selbst seine wahre Natur, indem es Bewusstsein und Unwissenheit<br />

enthüllt.<br />

Innerhalb des atomischen Raumes des Bewusstseins existieren sämtliche<br />

Erfahrungen, so wie in einem Tropfen Honig die subtilen Essenzen von Blumen,<br />

Blättern und Früchten existieren. Von diesem Bewusstsein gehen sämtliche<br />

Erfahrungen aus, denn das Erfahren ist der alleinige Erfahrende. Was<br />

auch immer die besondere Beschreibung von Erfahrungen ist – sie sind alle<br />

enthalten im Errahren des Bewusstseins. Tatsächlich ist dieses unendliche<br />

Bewusstsein all dies. Alle Hände und Augen sind die seinen; obwohl es, weil<br />

es so extrem subtil ist, keine Glieder hat. Während eines Augenblinzelns<br />

erfährt dieses unendliche Bewusstsein innerhalb von sich selbst eine Epoche,<br />

so wie man in einem kurzen Traum Jugend, Alter und sogar Tod erfährt. Alle<br />

diese Objekte, die im Bewusstsein auftauchen, sind in der Tat nicht verschieden<br />

vom Bewusstsein, so wie eine aus einem Stein herausgehauene Skulptur<br />

nichts als Stein ist. So wie der ganze Baum mit all seinen Verzweigungen<br />

schon im Samen enthalten ist, so ist das gesamte Universum der Vergangenheit,<br />

Gegenwart und Zukunft im Atom des unendlichen Bewusstseins enthalten.<br />

Obwohl das Selbst weder der Täter von Handlungen noch der Erfahrende<br />

von Erfahrungen ist, ist es doch gleichwohl der Täter aller Handlungen und<br />

der Erfahrende aller Erfahrungen, denn es gibt nichts von ihm getrenntes.<br />

Innerhalb des Atoms des unendlichen Bewusstseins sind die Täterschaft und<br />

der Erfahrende enthalten.<br />

Die Welt jedoch wurde weder jemals wirklich erschaffen noch wird sie verschwinden.<br />

Als unwirklich wird sie nur von einem relativen Standpunkt her<br />

angesehen, während sie vom absoluten Standpunkt aus nicht verschieden<br />

vom unendlichen Bewusstsein ist.<br />

DER KÖNIG fuhr fort:<br />

Die Weisen benützen die Begriffe „Innen“ und „Außen“ – für sie sind es nur<br />

Worte ohne eine dazugehörige Substanz; sie dienen nur zur Belehrung der<br />

Unwissenden. Der Seher, der selbst ungesehen bleibt, sieht sich selbst, und<br />

der Seher wird niemals zu einem Objekt des Bewusstseins. Der Seher besteht<br />

nur in der Sicht. Sobald die latenten psychischen Eindrücke aufgehört haben,<br />

erlangt der Seher sein reines Wesen zurück. Sobald das externe Objekt imaginiert<br />

wird, wird auch ein Seher erzeugt. Wenn es kein Subjekt gibt, gibt es<br />

auch kein Objekt – es ist der Sohn, der einen Mann zum „Vater“ macht. Es ist<br />

das Subjekt, das zum Objekt wird. Ohne ein Subjekt kann es kein Objekt geben,<br />

so wie es auch ohne den Vater keinen Sohn geben kann. Weil das Subjekt<br />

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