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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Geburt und Tod und von der Realität des Körpers erschafft. Sobald diese<br />

Überzeugung aufgegeben wird, hören die Verkörperungen auf.<br />

Wenn die Wahrheit vergessen wird, dann entsteht diese Verwirrung, die<br />

das Unwirkliche für wirklich hält. Durch die Reinigung der Lebenskräfte<br />

(prana) und durch die Erkenntnis dessen, was jenseits dieses prana oder<br />

Lebenskräfte liegt, erlangt man die Erkenntnis von allem, was man wissen<br />

muss, um die Aktivitäten des Gemüts wie auch die Grundlage für die Aufeinanderfolge<br />

von Geburten zu verstehen.<br />

Das Selbst aller Lebewesen wandert durch drei Zustände hindurch, nämlich<br />

Wachen, Träumen und Tiefschlaf. Diese haben nichts mit dem Körper zu tun.<br />

(Sogar diese Aussage beruht nur auf der Annahme, dass Lebewesen in dem<br />

einen Selbst existieren, was nicht der Wahrheit entspricht.) Der weise<br />

Mensch, der den Zustand jenseits des Tiefschlafs erreicht, (das reine Bewusstsein)<br />

kehrt zur Quelle zurück. Der Narr jedoch, der diesen Weg nicht<br />

geht, wird im Lebenszyklus gefangen. Da das Bewusstsein unendlich ist, wird<br />

man von einem Lebenszyklus zum nächsten geführt – sogar noch über den<br />

eigentlichen Weltzyklus hinaus. Schöpfungen dieser Art sind endlos – die eine<br />

erscheint aus der andern wie die Blätter der Bananenpflanze. Natürlich wäre<br />

es unweise, Brahman, das Absolute, mit irgendetwas zu vergleichen.<br />

Man sollte stets nur das erforschen, was in Wahrheit die unverursachte<br />

Quelle aller Substanzen ist, was jenseits aller Verursachung ist. Nur dies ist<br />

die Erforschung wert, denn es allein ist die Essenz. Weshalb sollte man das<br />

Inessenzielle erforschen?<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Oh Rāma, der Baum in einem Samen wächst aus ihm heraus, nachdem er<br />

den Samen zerstört hat; aber Brahman erschafft diese Welt, ohne sich selbst<br />

zu zerstören. Der Baum (die Welt) erscheint auch dann, wenn der Same<br />

(Brahman) bleibt, wie er ist.<br />

Folglich ist es unmöglich, das unvergleichbare Brahman mit irgendetwas zu<br />

vergleichen. Während der Baum usw. eine definierbare materielle Substanz<br />

ist, ist Brahman ein namen- und formloses Sein.<br />

Es ist Brahman allein, das zu dem wird, was anscheinend von einer gänzlich<br />

andersartigen Natur ist. Von einem anderen Standpunkt aus jedoch wird<br />

Brahman zu gar nichts, weil es ewiglich und wandellos ist.<br />

Daher kann man nichts betreffend das Brahman postulieren – weder ist es<br />

möglich zu sagen, dass es nicht zu all diesem geworden ist, noch ist es möglich<br />

zu sagen, dass es zu all diesem geworden ist.<br />

Wenn das Selbst als ein Objekt gesehen wird, wird der Seher nicht gesehen<br />

(erkannt) – solange das objektive Universum wahrgenommen wird, erkennt<br />

man das Selbst nicht. Sobald du nur das Wasser in der Luftspiegelung siehst,<br />

nimmst du nicht die aufsteigende flimmernde Luft wahr. Siehst du dagegen<br />

die heiße Luft, dann siehst du das Wasser nicht mehr! Sobald das eine wahr<br />

wird, wird das andere unwahr.<br />

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