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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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IV:2,3<br />

existiert und das, was als die Welt erscheint, nur das ist (Brahman) und nichts<br />

anderes.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Rāma, wenn das Universum im absoluten Brahman während der kosmischen<br />

Auflösung in einem Samenzustand existieren würde, dann würde es für<br />

seine Manifestation nach der Auflösung einer zusammenwirkenden Ursache<br />

bedürfen. Anzunehmen, dass das manifestierte Universum ohne eine solche<br />

zusammenwirkende Ursache existieren könnte, käme der Annahme gleich,<br />

dass eine unfruchtbare Frau eine Tochter haben kann. Daher muss als die<br />

fundamentale Ursache die eigentliche Natur des Höchsten Seins selbst gesehen<br />

werden, welche es auch während der Periode nach der Auflösung dieser<br />

Weltschöpfung beibehält. Zwischen dem Höchsten Sein und dem Universum<br />

existiert keinerlei Ursache-Wirkung-Beziehung.<br />

Im unendlichen Bewusstsein (cid ākāśa) erscheinen Millionen von Universen<br />

wie Staubpartikel in einem Lichtstrahl, der durch ein Loch im Dach in ein<br />

Zimmer fällt. Aber wie diese Staubpartikel draußen im vollen Sonnenlicht<br />

nicht gesehen werden, so wird auch diese Welt im höchsten, nicht-dualen<br />

Bewusstsein nicht gesehen. Dies ist so, weil diese Universen nicht verschieden<br />

vom unendlichen Bewusstsein sind – so wie die eigene Natur nicht verschieden<br />

von einem selbst ist.<br />

Am Ende der kosmischen Auflösung taucht der Schöpfer des Universums<br />

auf, der nichts anderes als ein Gedanke aus der Erinnerung ist. Die Gedanken,<br />

die aus dieser Erinnerung entstehen, bilden diese Welterscheinung, die nicht<br />

realer als ein schöner Traum ist: denn die Erinnerung, aus der diese Gedanken<br />

entsprungen sind, hat selbst keinerlei reale Basis. Alle Gottheiten des<br />

vorherigen Weltzyklus (wie der Schöpfer Brahmā u.a.) haben ganz gewiss die<br />

Befreiung erlangt. Wenn es niemanden gibt, der sich erinnert – wie könnte<br />

dann die Erinnerung existieren?<br />

Folglich erscheint diese Erinnerung, die im Bewusstsein auftaucht (ob aufgrund<br />

früherer Erfahrungen oder anderweitig) als die Welt. Diese spontane<br />

Welterscheinung im unendlichen Bewusstsein wird als spontane Schöpfung<br />

bezeichnet. Diese Welterscheinung nahm eine gewisse ätherische Gestalt an,<br />

die man die kosmische Person nennt.<br />

In einem winzigen Atom scheinen alle drei Welten mit allen ihren Bestandteilen<br />

wie Raum, Zeit, Handlung, Substanz und Tag und Nacht zu existieren. In<br />

diesen Welten gibt es wiederum weitere Atome, in denen es dieselben Welterscheinungen<br />

gibt – so wie es das noch nicht herausgehauene Bildnis in<br />

einem Marmorblock gibt, und wie dieses Bildnis in sich selbst weitere Bildnisse<br />

enthält und so weiter ad infinitum. Das ist der Grund, oh Rāma, weshalb<br />

diese Vision sowohl in den Augen der Erleuchteten und der Unwissenden<br />

nicht verschwindet. Für den Erleuchteten ist dies immer nur Brahman, während<br />

es für den Unwissenden immer nur die Welt ist! In der gänzlichen Leere<br />

siehst du das, was man als „Entfernung” bezeichnet, wie du im unendlichen<br />

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