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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Sorgen ein Ende. Durch reine, totale Entsagung wird alles gewonnen. Was ist<br />

im Vergleich damit das himmlische Juwel? Insofern du bereit warst, das Reich<br />

usw. aufzugeben, hast du eben diese totale Entsagung erfahren.<br />

Nachdem du allem entsagt hattest, gelangtest du in diese Einsiedelei. Jedoch<br />

ist da noch etwas, dem du entsagen musst – dein Ich-Sinn. Wenn das<br />

Herz das Gemüt aufgibt (die Bewegung der Gedanken) entsteht die Realisation<br />

des Absoluten. Du jedoch bist beherrscht von dem Gedanken der Entsagung,<br />

den deine eigene Entsagung in dir erzeugt hat. Jedoch ist dies nicht die<br />

Seligkeit, die aus totaler Entsagung entsteht. Wer alles aufgegeben hat, wird<br />

nicht von der Sorge heimgesucht; wenn der Wind die Zweige eines Baumes<br />

hin und her bewegt, kann man nicht sagen, er sei unbeweglich.<br />

Solche Sorgen (oder Gedankenbewegungen) sind selbst das Gemüt. Gedanken<br />

(Ideen, Konzepte) sind nur ein anderer Name für dieselbe Sache. Wie<br />

kann das Gemüt als ein entsagendes Gemüt bezeichnet werden, wenn es<br />

darin immer noch Gedanken gibt? Sobald das Gemüt durch Gedanken (Sorgen<br />

usw.) bewegt wird, erscheinen sofort die drei Welten. So lange also noch<br />

Gedanken da sind, kann es auch keine reine und totale Entsagung geben.<br />

Folglich: Sobald solche Gedanken in deinem Herzen entstehen, wird deine<br />

Entsagung dein Herz verlassen (wie der cintāmaïi den Mann verlassen hat).<br />

Weil du den Geist der Entsagung nicht genügend verstanden und geschätzt<br />

hast, hat er dich verlassen – zusammen mit der Freiheit von Gedanken und<br />

Sorgen.<br />

Als du dann von dem Juwel (dem Geist der totalen Entsagung) verlassen<br />

worden bist, hast du anstelle dessen das wertlose Stück Glas (die<br />

Askesepraktiken und alles andere) aufgelesen und es aufgrund deiner<br />

Getäuschtheit als etwas Wertvolles betrachtet. Du hast damit das<br />

unkonditionierte, unangehaftete und unendliche Bewusstsein durch die nutzlose<br />

Ausübung von Askesepraktiken ersetzt, die einen Anfang und ein Ende<br />

haben und daher, oh weh, nur zu neuen Sorgen führen. Wer die unendliche<br />

Freude aufgibt, die leicht zu erlangen ist, und sich anstelle dessen mit dem<br />

Erwerb des Unmöglichen befasst, ist gewiss ein dickköpfiger Narr und<br />

Selbstmörder. Du bist in die Falle dieses Waldlebens gefallen und hast nicht<br />

versucht, den Geist der totalen Entsagung wachzuhalten. Du hast die Fesseln<br />

des Königreiches und all der anderen Dinge aufgegeben, nur um durch das<br />

gebunden zu werden, was als asketisches Leben bezeichnet wird. Jetzt leidest<br />

du sogar noch mehr als vorher durch Kälte, Hitze und Wind usw. und bist<br />

noch enger gefesselt. Törichterweise denkst du: „Ich habe den cintāmaïi<br />

erworben!“, aber in Wahrheit hast du nicht einmal ein Stückchen Kristall in<br />

der Hand!<br />

Darin liegt die Bedeutung der ersten Geschichte.<br />

DER BRĀHMANE (CôÖĀLĀ) fuhr fort:<br />

Höre dir nun die Bedeutung der zweiten Geschichte an.<br />

Was als der Elefant im Vindhya-Wald beschrieben wurde, bist du selbst auf<br />

VI.1:91<br />

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