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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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VI.2:78,<br />

79<br />

Die Götter und die Dämonen waren alle dieser grauenerregenden Situation<br />

hilflos ausgeliefert, und doch gingen sie sich in nicht endender Feindschaft<br />

immer noch an die Kehle.<br />

Lediglich die vitalen Winde oder das prāïa, welches über den Zerfall der<br />

materiellen und physischen Körper herrscht, unterstützten den Zerfall all<br />

dieser Objekte und wehten sie hin und her. Zur selben Zeit war der gesamte<br />

Himmel mit fliegenden Städten, Dämonen, Feuer, Schlangen und Sonnen<br />

erfüllt, die wie ebenso viele Fliegen und Moskitos aussahen.<br />

Sogar die Götter, die über die Himmelsrichtungen herrschten, waren der<br />

Zerstörung anheimgegeben, weshalb in den Himmelsrichtungen ein Durcheinander<br />

herrschte. Überall lagerte der Staub der zerstörten Schöpfung. Das<br />

gesamte Universum war mit den Trümmern der „Tempel“ erfüllt, welche aus<br />

kostbaren Steinen und farbigen Metallen bestanden. Es war schwierig, das<br />

Universum zu sehen.<br />

Nun von allen Schleiern der Schöpfung befreit, blieb allein das übrig, was<br />

nach der totalen Vernichtung dessen, was man Schöpfung nennt, zurückbleibt<br />

(Wahrheit oder Gott). Wieder einmal war da die Fülle, die Fülle, die nach der<br />

Vernichtung der verschiedenen Lebewesen sichtbar wird; die Fülle, die unverändert<br />

und allezeit anwesend war. Inzwischen waren die kosmischen<br />

Feuer der Vernichtung vollständig vom Regen, der aus den kosmischen Wolken<br />

niederströmte, ausgelöscht worden.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Es gab keinen Raum mehr. Die Himmelsrichtungen waren fort. Es gab kein<br />

„unten“ und kein „oben“. Es gab weder Elemente noch eine Schöpfung. Da war<br />

nichts außer grenzenlosem Ozean.<br />

Unterdessen erblickte ich Brahmaloka so, wie die Sonne bei ihrem Aufgang<br />

die Erde erblickt. Dort sah ich Brahmā den Schöpfer wie einen unerschütterlichen<br />

Berg in samÃdhi oder Meditation sitzen, umgeben von den pradhāna<br />

oder den ersten Prinzipien, den Göttern, den Weisen, den Himmelsbewohnern<br />

und den siddhas, die ebenfalls wie leblos in tiefer Meditation saßen.<br />

Auch die zwölf Sonnen erreichten diesen Ort und fingen an zu meditieren.<br />

Nach kurzer Zeit sah ich Brahmā und alle anderen dann so, wie man beim<br />

Aufwachen seine eigenen Traumobjekte sieht. Ich sah sie nicht als die Materialisation<br />

von Traumobjekten, sondern als ebenso viele Manifestationen mentaler<br />

Konditionierung.<br />

Ich erkannte schließlich, dass all diese Götter usw. ebenfalls reine Leerheit<br />

waren. Ohne ihren Platz zu verlassen, waren sie außer Sichtweite verschwunden.<br />

Ich erkannte, dass sie wie Brahmā der Schöpfer nach dem Aufgeben<br />

von Namen und Form nirvāņa erlangt hatten. Als die vāsanā oder die<br />

selbstbegrenzende Konditionierung in ihnen aufgehört hatte, wurden sie<br />

unsichtbar. Dieser Körper ist reine Leerheit und existiert nur aufgrund der<br />

vāsanā oder der mentalen Konditionierung. Hört die letztere auf, wird auch<br />

der Körper nicht mehr gesehen oder erfahren, wie ein Traumobjekt beim<br />

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