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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Als die Götter mich in ihrer Mitte bemerkten, entwickelten sie verschiedene<br />

Vorstellungen über mein Erscheinen. Da sie meine Identität nicht kannten,<br />

nahmen sie an, dass ich von der Erde heraufgekommen sei. Sie nannten mich<br />

daher Pārthiva (Erde) Vāsi«Âha. Manche dachten, ich wäre auf den Strahlen<br />

der Sonne herabgekommen und wurde von diesen Taijasa (Licht) Vāsi«Âha<br />

genannt. Diejenigen, die mich vom Wind hergeweht glaubten, gaben mir den<br />

Namen Vāta (Luft) Vāsi«Âha. Diejenigen, die mich als aus den Wassern aufgetaucht<br />

glaubten, nannten mich Vāri (Wasser) Vāsi«Âha.<br />

Im Verlaufe der Zeit nahm ich einen physischen oder materiellen Körper an.<br />

Für mich selbst lag zwischen dem subtilen und dem physischen Körper keinerlei<br />

Unterschied, denn beide waren in Wirklichkeit reines Bewusstsein.<br />

Auch hier funktioniere ich im Rahmen dieses Diskurses in und durch die Hilfe<br />

des physischen Körpers. Ein jīvanmukta (ein zu seinen Lebzeiten befreiter<br />

Weiser) ist wahrhaftig Brahman und verfügt über einen ätherischen Körper.<br />

Auf dieselbe Weise ist auch derjenige, der ein körperloser Weiser ist, Brahman.<br />

In mir gibt es keine andere Wahrnehmung als die von Brahman. Daher<br />

hört diese Realisierung von Brahman auch nicht auf, wenn ich mit verschiedenen<br />

Tätigkeiten befasst bin. So wie für den Träumer die ungeborenen und<br />

körperlosen Traumobjekte wirklich sind, so ist für mich diese Welt real und<br />

materiell. Und auch all diese Schöpfungen und Welten leuchten als reale und<br />

materielle Gegebenheiten, obwohl sie doch niemals erschaffen worden sind.<br />

Aufgrund des wiederkehrenden Empfindens des ätherischen Vāsi«Âha, das<br />

im Gemüt von euch allen und ebenso auch in mir auftaucht, scheine ich hier<br />

zu sitzen. In Wahrheit jedoch ist all dies reine Leerheit. All dies sind nur<br />

Ideen, die im Gemüt des Schöpfers aufgetaucht sind. Ideen wie „ich“ und „du“<br />

sind deshalb so fest in eurem Bewusstsein verankert, weil ihr sie noch nicht<br />

sorgfältig untersucht habt. Werden sie untersucht und in ihrer wahren Natur<br />

verstanden, verschwinden sie sehr schnell. Wenn die Wahrheit erkannt wird,<br />

verschwinden alle diese Szenerien der vermeintlichen Schöpfung – wie die<br />

Luftspiegelung von Wasser zu existieren aufhört, sobald ihre wahre Natur<br />

verstanden wird.<br />

Durch bloßes Studium des Mahārāmāyaïa (<strong>Yoga</strong> Vāsi«Âha) wird die Wirklichkeit<br />

erkannt – Schwierigkeiten in dieser Frage tauchen nicht mehr auf.<br />

Wer jedoch nicht an der Befreiung interessiert ist, ist kein Mensch, sondern<br />

ein Wurm. Man sollte die Seligkeit der Befreiung und den unvermeidlich mit<br />

der Unwissenheit einhergehenden Kummer sorgfältig studieren. Durch das<br />

Studium des Mahārāmāyaïa erlangt man den höchsten Frieden. Befreiung<br />

sorgt für die „innere Kühle“ (Frieden) des Gemüts, während die Bindung<br />

psychologische Verwirrung (psychologische Seelenbrände) bereitet. Aber<br />

auch nachdem man dies erkannt hat, strebt man immer noch nicht nach der<br />

Befreiung. Wie töricht sind doch die Menschen! Solche Menschen werden<br />

wahrhaftig vom Wunsch nach sinnlicher Belohnung überwältigt. Durch das<br />

Studium dieser Schrift vermögen jedoch auch sie es schließlich, den Wunsch<br />

nach der Befreiung zu kultivieren.<br />

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