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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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VI.2:144<br />

chen, oder lasst uns all dies aufgeben. In all dem liegt überhaupt kein Sinn.<br />

Lasst es doch „so“ oder „so“ oder sogar überhaupt nicht sein – gebt diese<br />

Täuschungen auf und seid erleuchtet.<br />

DER WEISE fuhr fort:<br />

Alles, was existiert, und alles, was nicht existiert, ist Traumerlebnissen<br />

gleich. Da dies die Wahrheit ist – was ist dann Bindung und wer ist befreit?<br />

Die Wolkenformationen am Himmel zeigen unablässig sich wandelnde Gestaltungen<br />

und Muster. Auf dieselbe Weise wandelt sich auch diese Welterscheinung<br />

ständig. Aufgrund von Unwissenheit erscheint sie als solide und<br />

unveränderlich. Es gibt in diesem unendlichen Raum zahllose Welten, so wie<br />

wir hier unsere eigene Welt haben; die Welt der einen Person kann nicht von<br />

einem anderen erfahren werden. Die Maßstäbe und Erfahrungen von Fröschen,<br />

die in einem Brunnen, einem See oder im Meer leben, unterscheiden<br />

sich voneinander. Sie haben nicht dieselbe Erkenntnis. Leute, die gemeinsam<br />

in einem Haus schlafen, erfahren unterschiedliche Träume, in denen sie das<br />

Leben sozusagen in verschiedenen Welten erleben. Auf dieselbe Weise erfahren<br />

die Menschen im selben (Welt)Raum verschiedene Welten, während<br />

andere vielleicht gar keine erfahren. All dies ist nichts als das mysteriöse und<br />

tatkräftige Wirken des unendlichen Bewusstseins.<br />

Das Bewusstsein besitzt die eingeborene Fähigkeit, an etwas festzuhalten.<br />

Eine so festgehaltene Idee wird saæskāra genannt. Wenn jedoch realisiert<br />

wird, dass die Idee nur im Bewusstsein reflektiert ist, sieht man, dass es kein<br />

saæskāra unabhängig vom Bewusstsein gibt. Im Traum gibt es keine vorherige<br />

Erfahrung, sondern nur die Erfahrung der Objekte, wie sie zur Zeit ihrer<br />

Erfahrung erlebt werden. Man mag sogar im Traum den eigenen Tod wie auch<br />

Objekte erfahren, die wie zuvor gesehene erscheinen.<br />

Diese Schöpfung war nur das Spiegelbild im unteilbaren Bewusstsein ganz<br />

am Anfang. Folglich war es von diesem Bewusstsein nicht verschieden.<br />

Brahman (das unendliche Bewusstsein) allein erstrahlt als diese Welt, welche<br />

nicht etwas Neues ist. Die Ursache selbst ist die Wirkung. Die Ursache existierte<br />

vor der Wirkung und wird auch nach dem Aufhören der Wirkung noch<br />

da sein. Da die Ursache „wirksam tätig“ (saæyak karoti) ist im Hervorbringen<br />

der Wirkung, ist sie selbst ein saæskāra.<br />

Das, was vor dem Auftauchen des Traums existierte, aber als das erstrahlt,<br />

was zuvor gesehen wurde, wird als saæskāra bezeichnet. Es gibt keinen anderen<br />

externen Faktor ausser saæskāra (üblicherweise übersetzt mit „latente<br />

Eindrücke aufgrund vergangener Erfahrungen und Handlungen“). Sichtbare<br />

und unsichtbare Dinge existieren im Bewusstsein, das in seinem eigenen<br />

Licht leuchtet und alle diese Dinge erfährt, als wären sie bereits einmal gesehen<br />

worden. Im Traum tauchen die im Wachzustand erzeugten saæskāras<br />

auf. Aber im Wachzustand selbst werden sie dann neu erzeugt. Diejenigen,<br />

die die Wahrheit kennen, erklären, dass sie in einem Zustand erzeugt wurden,<br />

der wohl als der Wachzustand erscheint, dies aber tatsächlich nicht ist. So<br />

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