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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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ihnen ferner, dass sie am Ende des Weltzyklus den höchsten Zustand erreichen<br />

würden. Rudra entschwand dann ihrem Blick, und JīvaÂa und die anderen<br />

kehrten in ihre eigenen Wohnstätten zurück.<br />

RùMA fragte:<br />

Waren denn nicht JīvaÂa und die anderen bloße Traumgebilde (imaginäre<br />

Entitäten) des Bettelmönchs? Wie konnten sie dann zu echten Existenzen<br />

werden?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

Gib die Idee auf, dass Imagination etwas Reales sei! Wenn das Illusorische<br />

der Illusion aufgegeben ist, existiert das, was existiert, im unendlichen Bewusstsein.<br />

Was im Traum gesehen und als real erlebt wird, erscheint immer<br />

so – auf dieselbe Weise, wie dem Reisenden seine zeitlichen und räumlichen<br />

Erfahrungen als real in Bezug auf die verschiedenen Orte erscheinen. Im<br />

Herzen dieses unendlichen Bewusstseins existiert alles, und alles, was man<br />

darin sieht, erfährt man auch.<br />

Die traumartige Natur der Gedankenformen wird nur durch die intensive<br />

Praxis des <strong>Yoga</strong> erkannt, nicht auf andere Weise. Durch diese Praxis nehmen<br />

Lord Śiva und andere alles überall wahr. Was sich direkt vor dir befindet und<br />

zur selben Zeit von deinem Verstand wahrgenommen wird, wird nicht erkannt,<br />

so lange es eine Fehlwahrnehmung dieser Wahrnehmung oder dieser<br />

Art von Existenz gibt. Nur wenn die Fehlwahrnehmung dieser Wahrnehmung<br />

aufgehoben ist, kann das Objekt erkannt und realisiert werden. Was man sich<br />

wünscht, erlangt man nur, wenn das innerste Sein diesem voll und ausschließlich<br />

ergeben ist! Derjenige, der dem, was vor ihm ist, total ergeben ist,<br />

kennt dieses vollkommen, so wie jemand, der einem illusorischen Objekt<br />

total ergeben ist, dieses ebenfalls vollkommen kennt. Fehlt bei jemandem<br />

eine solche einsgerichtete Hingabe, dann zerstört er das Objekt (er ist dessen<br />

nicht gewahr). Es geschah durch eben diese einsgerichtete Hingabe, dass der<br />

Bettelmönch zu Rudra und den anderen wurde. Jeder von diesen verfügte<br />

über seine eigene Welt, und bis das Rudra-Bewusstsein in ihnen erweckt<br />

wurde, kannten sie einander nicht. Es geschah durch den Willen Rudras, dass<br />

ihr Bewusstsein verschleiert war und siezu verschiedenen Gestalten und<br />

verschiedenen Naturen wurden.<br />

Es geschieht durch die einsgerichtete Kontemplation des „Möge ich ein<br />

himmlisches Wesen werden!“ oder „Möge ich ein Gelehrter werden!“, dass<br />

man als Resultat dieser Kontemplation zu einem oder vielen, zu einem Ungebildeten<br />

oder einem Mann der Gelehrsamkeit wird. Durch Konzentration und<br />

Meditation ist es möglich, dass man zu einem Gott oder einem menschlichen<br />

Wesen wird und entsprechend lebt.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Das unendliche Bewusstsein, welches das wahre Selbst aller ist, ist mit Allmacht<br />

ausgestattet, aber der jīva (der essenziell nicht verschieden vom Selbst<br />

ist), ist nur mit einer begrenzten Fähigkeit (entsprechend seinen Ideen) aus-<br />

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