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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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an das unendliche Bewusstsein halten, welches allein als all dies erscheint<br />

aufgrund seiner eigenen, mysteriösen Energien? Dieses Verstehen mit dem<br />

anschließenden Aufgeben des Verlangens nach dem Genuss der Früchte der<br />

eigenen, natürlichen Handlungen wird als „Entsagung“ (sanyāsa) bezeichnet.<br />

Entsagung bedeutet, allen Hoffnungen und Bestrebungen zu entsagen. Sobald<br />

man die Gegenwart des Höchsten Herrn in allen Erscheinungen und Modifikationen<br />

wahrnimmt und die Illusion der Dualität aufgibt, bezeichnet man<br />

dies als das sich Ergeben an den Höchsten Herrn oder das Darbieten des<br />

Selbst und von allem an den Höchsten Herrn.<br />

Ich bin die Hoffnung, Ich bin die Welt, Ich bin die Tätigkeit, Ich bin die Zeit,<br />

Ich bin das Eine und auch das Viele. Sättige daher dein Gemüt gänzlich mit<br />

mir, sei mir ergeben, diene mir, verneige dich vor mir. Indem du so ständig<br />

eins mit mir bist und mich als dein höchstes Ziel hast, wirst du mich erreichen.<br />

Ich besitze zwei Gestalten, oh Arjuna, die gewöhnliche und die höchste. Die<br />

gewöhnliche Form ist diejenige, die mit Händen usw. und dem Muschelhorn,<br />

dem Diskus, dem Streitkolben usw. ausgestattet ist. Die höchste Form ist ohne<br />

Anfang und Ende, ohne ein Zweites. Sie wird verschiedentlich als Brahman,<br />

Selbst, höchstes Selbst usw. bezeichnet. Solange man nicht vollständig erwacht<br />

ist, soll man die gewöhnliche Form verehren. Durch diese Verehrung<br />

wird man spirituell erwachen und eines Tages die höchste Form kennen,<br />

deren Kennen die Wiedergeburt verhindert.<br />

Ich sehe, dass du durch meine Unterweisung erwacht bist. Gewahre das<br />

Selbst in allem und alles im Selbst und verbleibe für immer fest verankert im<br />

<strong>Yoga</strong>. Wer darin fest verankert ist, wird nicht wiedergeboren, obwohl er hier<br />

auf der Erde all seine natürlichen Tätigkeiten ausführt. Das Konzept der Einheit<br />

dient dazu, das Konzept der Vielfalt aufzuheben, das Konzept des Selbst<br />

(unendliches Bewusstsein) dient dazu, die Konzeptualisierung der Einheit<br />

aufzuheben. Das Selbst kann weder als existierend noch als nicht-existierend<br />

betrachtet werden – es ist, was es ist.<br />

Das innere Licht, welches als reines Erfahren in allen Wesen leuchtet – das<br />

allein ist das Selbst, welches durch das Wort „Ich“ bezeichnet wird, dies ist<br />

gewiss.<br />

Der HÖCHSTE HERR fuhr fort, Arjuna zu unterweisen:<br />

Die reine Erfahrung des Geschmacks, die in allen Substanzen der Welt existiert,<br />

ist das Selbst. Die Fähigkeit des Erfahrens, die in allen Geschöpfen existiert,<br />

ist das allgegenwärtige Selbst. Es existiert in allem, so wie Butter in<br />

Milch existiert.<br />

Wie eine Sammlung von tausend Töpfen Raum außerhalb und innerhalb<br />

aller Töpfe enthält, ungeteilt und unteilbar, so existiert das allesdurchdringende<br />

Selbst alle Wesen in den drei Welten. So wie in einem Perlenhalsband<br />

die verbindende Schnur unsichtbar ist, so verbindet das Selbst alles und hält<br />

alles zusammen, während es selbst unsichtbar bleibt. Diese Wahrheit oder<br />

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