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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Was als sātva beschrieben wurde, dem sollte durch sātva selbst entsagt<br />

werden – d.h. durch die totale Freiheit davon oder durch Nicht-Anhaftung<br />

daran. Welche Sorgen auch immer in den drei Welten auftauchen, oh König,<br />

tauchen nur aufgrund von mentalem Verlangen auf. Wenn du im Zustand des<br />

Gleichmuts verankert bist, der sowohl die Bewegung als auch die Nicht-<br />

Bewegung der Gedanken als gleich ansieht, wirst du im Ewigen ruhen.<br />

Es gibt nur ein einziges, unendliches Bewusstsein. Dieses Brahman, welches<br />

reines Bewusstsein ist, wird selbst als sātva gekannt. Der Unwissende sieht es<br />

als die Welt. Bewegtheit (Erregung) wie auch Nicht-Bewegtheit in diesem<br />

unendlichen Bewusstsein sind lediglich Ideen im Gemüt des Beobachters,<br />

denn die Totalität des unendlichen Bewusstseins ist all dieses, jedoch gänzlich<br />

frei von solchen Ideen. Seine Realität ist jenseits von Worten!<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Nachdem er dies gesagt hatte, verschwand Kuæbha aus der Sicht des Königs,<br />

als dieser gerade Blumen als Zeichen der Verehrung anbieten wollte.<br />

Nachdenkend über die Worte Kuæbhas trat er in tiefe Meditation ein, in der<br />

er vollkommen frei von allen Wünschen und Verlangen und fest im unkonditionierten<br />

Zustand verankert war.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Während Śikhidhvaja so in tiefer Meditation und gänzlich frei von der geringsten<br />

mentalen Modifikation oder Bewegung im Bewusstsein war, legte<br />

Cū¬ālā ihre Verkleidung ab und kehrte in ihrer weiblichen Gestalt in den<br />

Palast zurück, um die Leitung der Staatsangelegenheiten wieder aufzunehmen.<br />

Nach drei Tagen kehrte sie an den Ort zurück, an dem sie Śikhidhvaja<br />

verlassen hatte und war erfreut zu sehen, dass er sich immer noch in tiefer<br />

Meditation befand. Sie dachte bei sich: „Ich sollte ihn zum Weltbewusstsein<br />

wiedererwecken –warum sollte er jetzt schon den Körper aufgeben? Er soll<br />

das Königreich noch eine Zeitlang regieren. Anschließend können wir beide<br />

zusammen den Körper aufgeben. Gewiss werden die Unterweisungen, die ich<br />

ihm erteilt habe, nicht verlorengehen und umsonst gewesen sein. Ich werde<br />

ihn mit der Praxis des <strong>Yoga</strong> wach und gewahr erhalten.“<br />

Wieder und wieder begann sie nun wie ein Löwe zu brüllen. Doch der König<br />

öffnete nicht die Augen. Sie drückte seinen Körper zu Boden. Aber immer<br />

noch blieb der König versunken im Selbst. Sie dachte: „Oh weh, nun ist er<br />

völlig absorbiert im Selbst. Wie kann ich ihn nun ins Körperbewusstsein<br />

zurückbringen? Andererseits – weshalb sollte ich? Soll er den unverkörperten<br />

Zustand erlangen, und auch ich werde diesen Körper aufgeben!“<br />

Während sie sich bereitmachte, ihren Körper aufzugeben, dachte sie noch:<br />

„Lass mich zuvor sehen, ob ich in seinem Körper noch irgendwo den Samen<br />

des Gemüts (vāsanā) finde. Falls es einen gibt, kann er wiedererweckt werden,<br />

und wir beide können dann als befreite Wesen weiterleben. Falls es<br />

einen solchen Samen nicht mehr geben und er also die letztliche Befreiung<br />

erlangt haben sollte, werde ich diesen Körper ebenfalls verlassen.“ Sie unter-<br />

VI.1:103<br />

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