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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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sah er die herrlichen himmlischen Wesen, die Götter und ihre Gemahlinnen,<br />

die himmlischen Elefanten und Pferde. Er sah den Schöpfer Brahmā persönlich<br />

und alle die anderen Gottheiten, die dieses Universum regieren. Er sah<br />

weiterhin die siddhas (die vollkommenen Wesen). Er hörte himmlische Musik.<br />

Er besuchte die himmlischen Gärten. Schließlich sah er auch noch Indra,<br />

den König des Himmels, wie er in all seiner Majestät dort saß und von unzähligen<br />

himmlischen Nymphen umgeben war, die ihm aufwarteten. Er grüßte<br />

Indra. Auch Indra grüßte ihn und stieg von seinem Thron herab, um den<br />

jungen Weisen Śukra zu grüßen. Er bat ihn, für lange Zeit im Himmel zu bleiben.<br />

Śukra war damit einverstanden.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Śukra hatte seine frühere Identität völlig vergessen. Nachdem er einige Zeit<br />

am Hofe Indras verbracht hatte, durchzog Śukra den Himmel und entdeckte<br />

schon bald den Aufenthaltsort der Nymphe, die er gesehen hatte. Als sie<br />

einander sahen, wurden sie wiederum von gegenseitigem Verlangen überwältigt,<br />

denn die Wunscherfüllung gehört zu den besonderen Eigenschaften des<br />

Himmels.<br />

Śukra wünschte, dass die Dunkelheit der Nacht eintreten und den Lustgarten<br />

umhüllen möge, damit er dort die Nymphe treffen könne. Daraufhin wurde<br />

es dunkel. Śukra betrat dann den wunderschönen Pavillon in diesem Garten,<br />

und die Nymphe folgte ihm dorthin. Sie flehte ihn an: „Du Großartiger, ich<br />

werde von dem Wunsch nach dir verzehrt. Nur die Stumpfsinnigen verlachen<br />

die Liebe, nicht die Weisen. Sogar die Herrschaft über die drei Welten ist<br />

nichts im Vergleich mit der Freude, die die Gesellschaft des Geliebten bereitet.<br />

Daher bitte ich dich – gewähre mir einen Platz in deinem Herzen.“ Nachdem<br />

sie so gesprochen hatte, sank sie an seine Brust.<br />

Śukra verbrachte eine sehr lange Zeit mit dieser Nymphe und zusammen<br />

zogen sie nach Lust und Laune durch den Himmel. Er lebte mit dieser Nymphe<br />

für einen Zeitraum von acht Weltzeitaltern.<br />

Nach dieser Zeit, als ob seine Verdienste erschöpft waren, fiel Śukra zusammen<br />

mit der Nymphe aus dem Himmel. Ihre subtilen Körper fielen auf die<br />

Erde und wurden zu Tautropfen, die in Getreidehalme eingingen. Diese wiederum<br />

wurden von einem heiligen brāhmaïa verzehrt, und von ihm empfing<br />

dessen Frau seine Samenessenz. Śukra wurde ihr Sohn. Er wuchs bei ihnen<br />

auf. Die Nymphe wurde zu einem Reh, und Śukra erhielt von ihr ein menschliches<br />

Kind. Er entwickelte eine große Zuneigung zu seinem Sohn. Die durch<br />

seinen Sohn entstehenden Sorgen und Ängste ließen Śukra altern, und so<br />

starb er, immer noch nach Vergnügen verlangend.<br />

Aufgrund dessen wurde Śukra in seiner nächsten Geburt zum Regenten eines<br />

Königreiches. In dieser Verkörperung starb er, nachdem er den Wunsch<br />

nach einem Leben der Enthaltsamkeit und Heiligkeit entwickelt hatte. In<br />

seiner nächsten Geburt wurde er dann zu einem heiligen Mann.<br />

IV:7,<br />

5, 6<br />

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