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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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V:50<br />

Oh Gādhi, diese Vorgänge sind in deinem Verstand widerspiegelt, obwohl<br />

sie gänzlich ohne Beziehung mit dir stattgefunden haben, so wie es eine rein<br />

zufällige Beziehung zwischen der Krähe, die auf einem Kokosnussbaum landet,<br />

und einer plötzlich herunterfallenden Kokosnuss gibt. Diese Leute erzählen<br />

daher dieselbe Geschichte, und du hältst sie wiederum für die deine! Eine<br />

derartige Koinzidenz ist nicht ungewöhnlich – manchmal wird dieselbe Illusion<br />

von vielen Menschen wahrgenommen. Manchmal haben viele Menschen<br />

denselben Traum oder mehrere Menschen erfahren dieselbe Halluzination,<br />

oder Trunkenbolde haben alle den Eindruck, dass sich die Welt um sie herum<br />

dreht. Mehrere Kinder spielen dasselbe Spiel.<br />

Eine solche Verwirrung kann in den Gemütern der Menschen auch in Bezug<br />

auf die Zeit entstehen. Die Zeit ist ein Konzept des Verstandes. Die Zeit steht<br />

in wechselseitiger Beziehung zu gewissen Phänomenen.<br />

(Lord Vi«ïu verschwand, und Gādhi kontemplierte lange, lange Zeit. Noch<br />

einmal betete er, und der Herr erschien aufs Neue. GHùDI bat: „Höchster<br />

Herr, ich bin gänzlich verwirrt durch deine Māyā. Bitte nimm diese Verwirrung<br />

von mir.“ Und der Herr erwiderte:)<br />

Was immer du in Bhūtamaï¬alam und Kīra gesehen hast, war möglicherweise<br />

wahr. Der als KaÂanja bekannte Stammesangehörige wurde tatsächlich<br />

vor einiger Zeit geboren. Er verlor seine Verwandten und wurde zum König<br />

von Kīra. All dieses war in deinem Bewusstsein enthalten und widerspiegelt.<br />

So wie der Verstand manchmal vergisst, was er tatsächlich erfahren hat, so<br />

glaubt er auch manchmal, etwas erfahren zu haben, was er tatsächlich niemals<br />

erfahren hat. So wie man Träume und Visionen erfährt, so erfährt man<br />

Halluzinationen sogar im Wachzustand. Obgleich KaÂanja vor mehreren Jahren<br />

gelebt hat, erscheint er doch in deinem Bewusstsein als wie in der Gegenwart<br />

seiend.<br />

„Dies bin ich“ – ein solches Konzept entsteht nicht in der Person mit Selbsterkenntnis,<br />

sondern im Verstand der unwissenden Person. „Ich bin dies alles“<br />

– wer dies als Kenner der Wahrheit weiß, der ertrinkt nicht in der Sorge und<br />

verlangt nicht vergeblich nach den vergänglichen Objekten, die den Kummer<br />

in sich tragen. Daher wird er nicht von Jubel und Trauer hin und her getrieben.<br />

Weil du noch nicht vollständig erleuchtet bist, hängt dein Gemüt noch an<br />

der Illusion der objektiven Wahrnehmung, den Konzepten. Māyā breitet sich<br />

in alle Richtungen aus – wer dagegen im Zentrum verbleibt, ist frei von der<br />

Täuschung. Erhebe dich und meditiere darüber zehn Jahre lang.<br />

(Gādhi befasste sich danach mit intensiver Meditation und erlangte schließlich<br />

die Selbstverwirklichung. Dann lebte er weiter als befreiter Weiser – frei<br />

von Furcht und Sorge.)<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Diese kosmische Illusion (Māyā) schafft große Täuschung und ist selbst von<br />

der Natur des Ungleichgewichts. Sie ist extrem schwierig zu verstehen. Wel-<br />

287

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