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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Fühllosem werden? Wie ist es möglich, dass einer, der mit Bewusstsein gesegnet<br />

ist, dieses Bewusstsein wieder verliert?“<br />

Der HÖCHSTE HERR spendete dieser Frage seinen Beifall und erwiderte:<br />

Das allgegenwärtige Bewusstsein, welches alles in allem ist, existiert im<br />

Körper gleichzeitig als das Wandelbare und das Unwandelbare und Unveränderliche.<br />

So wie eine Frau träumt, sie sei eine andere Frau mit einem anderen<br />

Gemahl, so hält dasselbe Bewusstsein sich selbst für etwas anderes. So wie<br />

ein Mann sich unter dem Einfluss von unkontrollierter Wut völlig anders<br />

benimmt, so erwirbt das Bewusstsein plötzlich andere Eigenschaften und<br />

Funktionen. Stufenweise wird es dann leblos und fühllos.<br />

Bewusstsein wird zu seinem eigenen Objekt; es erzeugt Raum und dann die<br />

Luft, und danach deren Eigenschaften. Gleichzeitig bringt es in sich selbst Zeit<br />

und Raum hervor und wird dann zum jīva mit dem individualisierten, endlichen<br />

Intellekt und Gemüt. Daraus tauchen dann die zyklische Welterscheinung<br />

und die Ideen von „ich bin ein Unberührbarer“ usw. auf. Das unendliche<br />

Bewusstsein wird sodann selbst anscheinend leblos und gefühllos, so wie<br />

Wasser zu einem Kristall wird. Anschließend entsteht dann das getäuschte<br />

Gemüt, das Wünsche unterhält, das Opfer von Lust und Zorn wird, Wohlstand<br />

und Unglück erfährt, Schmerzen und Vergnügen erleidet, sich an Hoffnungen<br />

klammert, entsetzliche Qualen erduldet und mit Vorlieben und Abneigungen<br />

erfüllt ist, die die Täuschung weiter am Leben erhalten. Gänzlich in die Irre<br />

geführt, wandert es von Irrtum zu Irrtum, von Unwissenheit in immer größere<br />

Unwissenheit.<br />

In der Kindheit hängt dieses getäuschte Bewusstsein gänzlich von den Erwachsenen<br />

ab. In der Jugend rennt es dem Wohlstand hinterher und ist von<br />

Ängsten und Sorge erfüllt. Im Alter versinkt es im Kummer, Und im Tode wird<br />

es von seinem eigenen karma geführt. In Übereinstimmung mit diesem karma<br />

wird es dann im Himmel oder in der Hölle, in den Unterwelten oder auf der<br />

Erde als Mensch, als Tier oder als unbeseeltes Wesen wiedergeboren. Dasselbe<br />

Bewusstsein erscheint als Vi«ïu, Śiva, Brahmā und andere. Es ist dasselbe<br />

Bewusstsein, welches als die Sonne, der Mond, der Wind und die Faktoren<br />

wirkt, welche die Veränderung der Jahreszeiten und von Tag und Nacht verursachen.<br />

Es ist dasselbe Bewusstsein, welches die Lebenskraft in den Samen<br />

und die Beschaffenheit aller materiellen Substanzen hervorruft. Dieses Bewusstsein,<br />

welches durch die Selbstbegrenzung konditioniert ist, fürchtet<br />

sich sogar vor sich selbst! Das ist die Wahrheit betreffend das jīva-<br />

Bewusstsein. Es ist auch als karma-ātmā bekannt (d.h. das Selbst, welches im<br />

Rad von Aktion und Reaktion gefangen ist).<br />

Sei der Macht der Unwissenheit und der Unbeseeltheit gewahr! Durch bloßes<br />

Vergessen seiner eigenen, wahren Natur ist das Bewusstsein großen<br />

Nöten und Sorgen ausgesetzt und erlebt einen erbärmlichen Sturz.<br />

Der HÖCHSTE HERR fuhr fort:<br />

VI.1:31<br />

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