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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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Das Bewusstsein entwickelt schließlich den Gedanken von Bewegung. Diese<br />

Bewegung ist Luft mit den dazugehörigen Aktivitäten des Berührungssinns<br />

und des Lebens aller Wesen. Ähnlich ist es mit dem Licht, welches im Bewusstsein<br />

als das Wurzelelement der Form erstrahlt und allen Wesen ihre<br />

Form verleiht. Die Erfahrung des Sehens ist Licht, die Erfahrung der Berührung<br />

ist der Berührungssinn, die Erfahrung des Hörens ist der Gehörsinn.<br />

Ebenso tauchen die Wurzelelemente für Geschmack und Geruch auf. Obgleich<br />

als unabhängige Substanzen irreal, erscheinen sie wie im Traum als real. Alle<br />

diese verbinden sich später miteinander und erzeugen dadurch die groben<br />

Formen usw. Sie sind keine realen Wesenheiten, sondern nur Materialisationen<br />

der Vorstellungen oder Ideen, die im unendlichen Bewusstsein auftauchen.<br />

Das, was Formen sehen lässt, nennt man Auge; das, was Töne hören lässt,<br />

nennt man Ohr; das, was Berührung erfahren macht, nennt man Haut; das,<br />

was Geschmack erfahrbar macht, nennt man Zunge; das, was Geruch erfahrbar<br />

macht, nennt man Nase (oder anstelle der Organe den entsprechenden<br />

inneren Sinn). Aufgrund der räumlichen und zeitlichen Begrenzungen bindet<br />

sich der jīva in die kosmische Ordnung ein und wird dann unfähig, alles auf<br />

einmal zu erfahren.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Der Ausdruck: „Am Anfang“, der so verwendet wird, als gäbe es tatsächlich<br />

einen Anfang oder auch nur den Gedanken an eine Schöpfung, dient nur dem<br />

Zweck der Unterweisung und ist nicht die Wahrheit. Der Gedanke, der im<br />

Bewusstsein auftaucht, aber als solcher nicht vom Bewusstsein selbst verschieden<br />

ist, wird als jīva bezeichnet, sobald er nach außen wandert, um<br />

Objekte wahrzunehmen.<br />

Dieser Gedanke oder dieses Konzept hat verschiedene Namen und Beschreibungen.<br />

Da Bewusstsein durch ihn zu einer lebenden Wesenheit geworden<br />

ist, nennt man ihn jīva. Da er sich des Objekts bewusst ist, wird er<br />

Bewusstsein (cit) genannt. Da er sämtliche Dinge in „dies ist dies“ einordnet,<br />

nennt man ihn buddhi (klassifizierende Intelligenz). Da er Konzepte und<br />

Wahrnehmungen ersinnt, nennt man ihn Gemüt (manas). Weil er sich selbst<br />

als „ich bin“ versteht, nennt man ihn Ich-Sinn (ahaækāra). Weil er reich an<br />

Bewusstsein ist, nennt man ihn citta (Psyche). Weil er ein Netzwerk fester<br />

Ideen webt, nennt man ihn purya«Âaka. Weil er zu Beginn der Schöpfung<br />

auftaucht, nennt man ihn prak?ti (Natur). Weil er nicht bekannt ist (d.h. weil<br />

er aufhört), sobald man Befreiung erlangt, nennt man ihn Unwissenheit<br />

(avidyā). Alle diese Beschreibungen gründen auf der Existenz des subtilen<br />

(ātivāhika) Körpers. Obgleich hiermit die illusorische Welterscheinung in<br />

Worte gefasst wurde, existiert sie als solche nicht.<br />

Der ātivāhika-Körper ist nur subtile Leere. Er taucht nicht auf und muss<br />

nicht aufhören. Und doch existieren im Feld des unendlichen Bewusstseins<br />

die zahllosen Universen weiter. Der subtile mentale Körper reflektiert das<br />

Universum so wie ein Spiegel ein sich davor befindliches Objekt reflektiert.<br />

VI.2:188<br />

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