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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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gestattet. Daher erfährt der jīva aufgrund seiner eigenen Natur entweder<br />

endlose oder begrenzte Kräfte. Das unendliche Bewusstsein dehnt sich nicht<br />

aus und zieht sich nicht zusammen – es ist der jīva, der erhält, wonach er<br />

sucht. Die Yogis, die verschiedene Kräfte erlangt haben, manifestieren diese<br />

Kräfte hier und auch anderswo. Da sie jedoch hier und dort und an verschiedenen<br />

Orten erfahren werden, erscheinen solche Erfahrungen als viele undunterschiedlich,<br />

so wie der berühmte KārtavÅrya Furcht in den Herzen vieler<br />

erzeugte, obgleich er in seinem eigenen Heim verblieb! (Ein modernes Beispiel<br />

ist das Radio: Ohne das Studio zu verlassen, dringt der Sprecher oder<br />

Sänger in zahllose Stuben.)<br />

Dementsprechend inkarnierte Lord Vi«ïu, ohne seine Heimstatt zu verlassen,<br />

als menschliches Wesen auf der Erde. Und dementsprechend ist Indra<br />

(der der Beschützer der heiligen Riten ist), ohne seine himmlische Heimstatt<br />

zu verlassen, an tausend Orten anwesend, wo die Riten praktiziert werden.<br />

Als Antwort auf den Ruf seiner Verehrer wird Lord Vi«ïu, der Einer ist, tausende,<br />

um seinen Verehrern zu erscheinen. Auf dieselbe Weise gingen Jīvata<br />

und die anderen, die nur die Geschöpfe der Einbildung oder der Wunschvorstellung<br />

des Bettelmönchs und durch das Rudra-Bewusstsein belebt waren,<br />

zu ihren verschiedenen Wohnsitzen und handelten gänzlich unabhängig<br />

voneinander. Sie spielten eine Zeitlang ihre verschiedenen Rollen und kehrten<br />

sodann zur Heimstätte Rudras zurück.<br />

All dies war nur eine momentane Täuschung, die im Bewusstsein des Bettelmönchs<br />

aufstieg, obwohl esschien, als wäre sie gänzlich unabhängig von<br />

ihm. Auf dieselbe Weise finden auch Geburt und Tod all der zahllosen Wesen<br />

sozusagen in dem einen, unendlichen Bewusstsein statt. Sie bilden sich Vielfalt<br />

in dieser Welterscheinung ein und suchen dann nach Einheit im Selbst.<br />

Zur Zeit ihres Todes stellen sie sich in ihrem Innern eine andere Existenz vor,<br />

welche ihnen erscheint, als würde sie außerhalb stattfinden! Bis zur Verwirklichung<br />

der Befreiung werden die verkörperten Wesen endlosen Leiden unterzogen.<br />

Ich habe dir diese Geschichte erzählt, um eben diese Wahrheit zu<br />

verdeutlichen. Es ist dies das Schicksal nicht nur des Bettelmönchs, sondern<br />

aller Wesen. Das Wesen, welches seine Untrennbarkeit vom Höchsten Selbst<br />

vergisst, sieht seine Vorstellungen als unabhängig und gänzlich real und<br />

substanziell. Von diesem Traum wandert es zu anderen Träumen, bis es die<br />

falsche Idee „Ich bin der Körper“ endlich ablegt.<br />

RùMA fragte:<br />

Oh was für eine wunderbare Geschichte! Hoher Herr, du sagtest, dass alle<br />

Dinge, die man als real wahrnimmt, auch real sind und als solche erfahren<br />

werden. Bitte, teile mir mit, ob dieser Bettelmönch auch irgendwo existiert?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

Ich werde über diese Frage kontemplieren und sie später beantworten. (Die<br />

Versammlung erhob sich nun für die Mittagsgebete.)<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

VI.1:66<br />

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