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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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nommen wird, ist nur Brahman, frei von allen Eigenschaften und Qualitäten.<br />

Es ist ewiglich, friedvoll, rein und gänzlich still.<br />

RùMA fragte:<br />

Wenn Brahman niemals irgendwelchen Modifikationen unterworfen ist,<br />

wie kann dann diese Welterscheinung, die real und irreal zugleich ist, in ihm<br />

auftauchen?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

Echte Modifikation, oh Rāma, ist eine Umwandlung von einer Substanz in<br />

eine andere, so wie beim Gerinnen von Milch das Geronnene nicht wieder in<br />

den Milchzustand zurückversetzt werden kann. Mit Brahman ist dies aber<br />

nicht der Fall, da es vor der Welterscheinung unmodifiziert war und nach<br />

dem Ende der Welterscheinung seinen unmodifizierten Zustand wiedererlangt.<br />

Sowohl am Anfang wie auch am Ende ist es stets unmodifiziertes, homogenes<br />

Bewusstsein. Die momentanen und scheinbaren Modifikationen<br />

darin sind nur eine schwache Unruhe innerhalb des Bewusstseins und in<br />

keinem Fall eine echte Modifikation. In diesem Brahman gibt es weder ein<br />

Subjekt noch ein Objekt des Bewusstseins. Was ein Ding am Anfang und auch<br />

am Ende ist, das ist es und nichts anderes. Sollte es in der Mitte als irgendetwas<br />

anderes erscheinen, dann muss diese Erscheinung als irreal betrachtet<br />

werden. Folglich ist das Selbst das Selbst am Anfang und am Ende und natürlich<br />

auch in der Mitte! Es wird niemals irgendwelchen Umwandlungen oder<br />

Modifikationen unterworfen.<br />

RùMA fragte: In diesem Selbst, welches reines Bewusstsein ist, wie kann<br />

darin diese schwache Unruhe entstehen?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

Ich bin davon überzeugt, oh Rāma, dass dieses unendliche Bewusstsein allein<br />

real ist, und dass es in seiner Natur überhaupt keine Unruhe gibt. Worte<br />

wie „Brahman“ usw. verwenden wir nur zum Zweck der Kommunikation oder<br />

Unterweisung, nicht aber, damit die Ideen des Einen und Zweiten entstehen.<br />

Du, ich und alle diese Dinge sind reines Brahman – Unwissenheit gibt es<br />

überhaupt nicht.<br />

RùMA fragte erneut:<br />

Und doch hast du mich am Ende des vorherigen Abschnitts dazu ermahnt,<br />

die Natur dieser Unwissenheit zu ergründen!<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

Ja, weil du zu dieser Zeit noch nicht vollständig erwacht warst. Ausdrücke<br />

wie „Unwissenheit“, „jīva“ usw. sind Hilfsmittel, um die Unerwachten zu instruieren.<br />

Bevor man die Erkenntnis der Wahrheit mitteilt, sollte man den<br />

gesunden Menschenverstand und andere geeignete Mittel (das im Text verwendete<br />

Wort yuktti bedeutet im Alltagsgebrauch auch „Trick“) verwenden,<br />

um den Sucher zu erwecken. Wenn man einer unerwachten Person erklärt:<br />

„All dies ist Brahman“, dann wäre das so, als würde ein Mann einen Baum<br />

VI.1:49<br />

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