19.03.2014 Aufrufe

Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

In diesem Fall werden wir wohl alle unwirklich werden!<br />

DER WEISE fuhr fort:<br />

Wahr ist, dass alle diese Wesen sich gegenseitig als real ansehen. So wie sie<br />

einander wahrnehmen, so erfahren sie einander auch. Du hast dies alles nun<br />

gehört, ruhst aber immer noch nicht in der Wahrheit. Nur durch beständige<br />

Praxis wird diese Wahrheit vollständig gefestigt.<br />

DER FEUERGOTT sprach:<br />

Nachdem er die Unterweisungen des Weisen angehört hatte, blieb der Jäger<br />

wie ein gemaltes Bild in eben diesem Wald sitzen. Da er sich jedoch nicht mit<br />

der beständigen Praxis der Unterweisungen befasst hatte, war sein Herz noch<br />

nicht im höchsten Zustand verankert. Statt dessen wurde er wie die Schaumkronen<br />

der Wellen auf und ab getragen oder wie auf einem Karussell<br />

umhergedreht. Er fühlte sich hilflos – als würde er von einem Krokodil angegriffen<br />

und wüsste nicht, wie sich verteidigen. Er war voller Zweifel. Ständig<br />

fragte er sich: „Ist dies jetzt nirvāïa?“ oder „vielleicht ist dies gar nicht<br />

nirvāïa – vielleicht ist etwas anderes nirvāïa“. Er dachte: „Die Unterweisung<br />

dieses Weisen ist noch nicht tief in meinem Herzen verwurzelt, weil diese<br />

Welterscheinung in der Unwissenheit aufgetaucht ist. Ich sollte mich daher<br />

von ihr entfernen. Ich sollte durch die Ausübung von Entsagungspraktiken<br />

einen subtilen Leib erlangen und mich damit weit, weit weg an einen Ort<br />

begeben, wo nicht einmal der Raum existiert.“ Damit bewies er, dass er noch<br />

gänzlich unwissend war und die Lehren des Weisen, die nicht assimiliert und<br />

nicht in ihm lebendig wurden, sich für ihn als nutzlos erwiesen.<br />

Er gab die Jagd auf. Vom Weisen begleitet, begann er mit intensiven Bußübungen.<br />

Er nahm die Lebensgewohnheiten der Asketen an und setzte seine<br />

Entsagungspraktiken viele tausend Jahre lang fort. Eines Tages stellte er dem<br />

Weisen die folgende Frage erneut: „Wie kann ich jemals im Selbst ruhen?“<br />

DER WEISE erwiderte:<br />

Die Weisheiten, die ich dir geteilt habe, haben wie schwach glimmendes<br />

Feuer, das schlafend in einem abgestorbenen Baumstumpf wohnt, nur wenig<br />

in deinem Herzen Fuß gefasst. Das Feuer war nicht fähig, die Unwissenheit zu<br />

verbrennen und zu vernichten. Du bist nicht im Höchsten Herrn verankert,<br />

weil du die Unterweisung nicht assimiliert hast und diese nicht lebendig in<br />

dir geworden ist. Wenn du die Unterweisung assimilierst und sie lebendig<br />

wird, wirst du gewiss im Höchsten Herrn ruhen. Ich werde dir nun von den<br />

künftigen Ereignissen erzählen. Höre bitte zu.<br />

Ohne Zweifel verlangst du nach Selbsterkenntnis, aber du hast noch keinen<br />

Halt in vernünftiger Weisheit gefunden. Daher schwingst du wie ein Pendel<br />

hin und her. Du möchtest gern aus dieser Welterscheinung heraus, und zu<br />

diesem Zweck willst du das Ausmaß dieser Welterscheinung kennen. Deshalb<br />

praktizierst du Bußübungen. Du wirst diese Bußübungen noch mehrere<br />

Weltzyklen lang fortsetzen. Dann wird der Höchste Herr vor dir erscheinen,<br />

erfreut von deiner Buße. Du wirst ihn um die folgende Gunst bitten:<br />

VI.2:155<br />

685

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!