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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Handlungen ausführt, seien diese nun dharmisch (rechtmäßig) oder<br />

adharmisch (falsch), und ohne von Abneigungen und Zuneigungen, durch<br />

Erfolg und Misserfolg, durch den Ich-Sinn oder Eifersucht verwirrt zu werden<br />

und mit seinem Gemüt stets im Zustand der Stille und Reinheit bleibt. Er ist<br />

unangehaftet an die Dinge, aber verbleibt als der Zeuge von allem, ohne<br />

selbstsüchtige Wünsche oder Beweggründe, ohne Aufregung und Jubel, stets<br />

mit einem friedlichen Gemüt und ohne Kummer oder Trauer, gleichgültig<br />

gegenüber Tätigkeit und Untätigkeit ist; seine wahre Natur sind Friede und<br />

Gleichgewicht oder Gleichmut, die er in allen Situationen beibehält ( Geburt,<br />

Existenz oder die Auslöschung aller Dinge).<br />

Derjenige ist ein mahābhokttā (ein großer Genießer), der weder etwas<br />

hasst noch nach irgendetwas verlangt, sondern alle natürlichen Erfahrungen<br />

genießt; der auch während der Tätigkeiten nicht an etwas hängt, noch ihm<br />

entsagt; der durch das Erfahren nicht erfährt; der das Spiel der Welt ungerührt<br />

betrachtet. Sein Herz wird durch die Vergnügen und Schmerzen, wie sie<br />

im Verlaufe des Lebens auftauchen, und die Wandel, die Verwirrtheit erzeugen,<br />

nicht berührt. Er betrachtet Alter und Tod, Paläste und Hütten und auch<br />

die großen Missgeschicke und Glücksfälle mit demselben Entzücken. Seine<br />

wahre Natur ist tugendhaft und frei von Gewalt. Er erfreut sich an der Süße<br />

wie an der Bitterkeit der Dinge gleichermaßen und trifft keine willkürlichen<br />

Unterscheidungen in „dies ist erfreulich“ und „dies ist es nicht“.<br />

Derjenige ist ein mahātyāgī (ein vollkommener Entsagender), der aus seinem<br />

Verstand alle Konzepte wie dharma und adharma, Schmerz und Vergnügen,<br />

Geburt und Tod, sämtliche Wünsche, sämtliche Zweifel, sämtliche Überzeugungen<br />

verbannt hat; der die Falschheit in der Erfahrung von Schmerz<br />

durch Körper, Gemüt usw. versteht und realisiert: „Ich habe keinen Körper,<br />

keine Geburt, kein richtig und kein falsch“, und der in seinem Herzen die Idee<br />

der Welterscheinung vollständig beseitigt hat.<br />

Auf diese Weise unterrichtete Lord Śiva Bh?ÇgÅśa, der daraufhin erleuchtet<br />

wurde. Nimm auch du diese Haltung an, oh Rāma, und transzendiere das<br />

Leiden.<br />

RĀMA fragte:<br />

Hoher Herr, du kennst sämtliche Wahrheiten. Wenn der Ich-Sinn sich im<br />

Gemüt aufgelöst hat, wie kann man die Natur von Satva erkennen?<br />

VASIåèHA sprach:<br />

Ein solches Gemüt, oh Rāma, ist sogar unter schlimmsten Herausforderungen<br />

unberührt von Sünden wie Gier und Täuschung. Tugenden wie die Freude<br />

(am Wohlergehen anderer) bleiben für immer bei der Person, deren Ich-<br />

Sinn sich aufgelöst hat. Die Knoten der mentalen Konditionierung und Tendenzen<br />

sind durchtrennt. Der Zorn ist weitgehend besänftigt und die Täuschung<br />

ist wirkungslos geworden. Wünsche haben ihre Macht verloren. Die<br />

Gier ist auf der Flucht. Die Sinne sind im Gleichgewicht und weder erregbar<br />

noch geschwächt. Auch wenn sich auf dem Antlitz eines solchen Menschen<br />

VI.1:116,<br />

117<br />

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