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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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II:7, 8<br />

Manchmal geschieht es, dass die Bemühungen eines Bauern durch einen<br />

Hagelsturm zunichte gemacht werden. Ganz sicher waren hier die Kräfte des<br />

Hagelsturms größer als die Bemühungen des Bauern, und dieser Bauer sollte<br />

nun größere Anstrengungen unternehmen, um eine Wiederholung zu vermeiden.<br />

Er sollte über den unvermeidbaren Verlust nicht klagen. Wenn solches<br />

Klagen gerechtfertigt wäre, dann müsste man auch täglich über den<br />

unvermeidlichen Tod klagen! Der Weise sollte von Natur aus stets wissen,<br />

was durch Eigenbemühung erreicht werden kann und was nicht. Es ist jedoch<br />

nichts als Unwissenheit, all dies einer äußeren Macht zuzuschreiben und<br />

Dinge zu sagen wie: „Gott schickt mich in die Hölle oder in den Himmel“ oder<br />

„eine fremde Kraft hat mich veranlasst, dies zu tun“ usw. Von solchen unwissenden<br />

Personen sollte man sich fernhalten.<br />

Man sollte sich selbst von Zuneigungen und Abneigungen befreien, sich um<br />

die rechte Eigenbemühung kümmern und die höchste Wahrheit erlangen,<br />

indem man versteht, dass Eigenbemühung nur ein anderer Name für göttlichen<br />

Willen ist. Wir lehnen lediglich den Fatalisten ab. Nur das ist Eigenbemühung,<br />

was dem rechten Verständnis entspringt, welches sich im eigenen<br />

Herzen manifestiert und das Ergebnis der Lehren aus den Schriften und der<br />

Führung durch die Heiligen ist.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Oh Rāma, jeder sollte mit einem Körper frei von Krankheit und einem Gemüt<br />

frei von Verwirrung nach der Selbsterkenntnis streben, damit er nicht<br />

wiedergeboren wird. Eigenbemühung dieser Art hat eine dreifache Wurzel<br />

und daher auch eine dreifache Frucht – nämlich ein inneres Erwachen der<br />

Intelligenz, eine Entscheidung im Gemüt und die physische Tätigkeit.<br />

Eigenbemühung basiert auf diesen dreien – die Kenntnis der Schriften, die<br />

Anweisungen der Lehrer und die eigene Bemühung. Das Schicksal (oder<br />

göttliche Fügung) hat hier keinerlei Zutritt. Wer also nach Erlösung verlangt,<br />

sollte durch andauernde Bemühung das unreine Gemüt hinlenken zur reinen<br />

Bemühung – dies ist die Essenz aller Schriften. Die Heiligen heben unermüdlich<br />

dies hervor: Beschreite mit Ausdauer und Hartnäckigkeit den Pfad, der<br />

zum ewigen Guten führt. Und der weise Sucher weiß: Die Frucht meiner<br />

Anstrengungen wird allein von der Stärke meiner Eigenbemühung abhängen,<br />

und weder das Schicksal noch ein Gott können es anders befehlen. In der Tat<br />

ist es diese Eigenbemühung, die allein für alles verantwortlich ist, was der<br />

Mensch hier zu erlangen vermag. Aber sobald er im Missgeschick versunken<br />

ist, kommen die Leute und behaupten, um ihn zu trösten, dass er nur das<br />

Opfer des Schicksals sei. Eines dürfte offensichtlich sein: Um in die Fremde zu<br />

gehen, muss man eine Reise unternehmen, und um den Hunger zu befriedigen,<br />

nimmt man Nahrung zu sich – gewiss geschieht dies nicht aufgrund eines<br />

Schicksals. Noch niemand hat hierfür ein Schicksal als Ursache beobachtet,<br />

aber sehr wohl hat schon jeder erfahren, wie eine Handlung (gut oder böse)<br />

zu einem Ergebnis (gut oder böse) geführt hat. Daher sollte man schon in der<br />

Kindheit stets danach streben, das Gute (das Heil) im Menschen zu fördern,<br />

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