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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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VI.2:174<br />

Wesen ist namenlos, formlos und unwandelbar. In ihm tauchen alle diese<br />

Ideen von „ich“ und „du“ usw. auf. Sie sind jedoch nicht verschieden vom<br />

Schöpfer. Das reine Bewusstsein, in dem alle diese Ideen zum Vorschein<br />

kommen, ist der Ur-Großvater sämtlicher Kreaturen. So wie die auf dem<br />

Meere steigenden und fallenden Wellen nichts als Meer und nicht verschieden<br />

davon sind, so sind alle diese Schöpfungen und Auflösungen nicht verschieden<br />

vom kosmischen Bewusstsein.<br />

Die im unendlichen Bewusstsein auftretende Bewegung der Energie nennt<br />

man die kosmische Person, die mit einem Magnetfeld und Gravitationskraft<br />

ausgestattet ist. In ihr taucht diese Schöpfung wie ein Traum auf. Die Schöpfung<br />

ist ein Traum. Der Wachzustand ist ein Traum. Obwohl diese Schöpfung<br />

oder Welterscheinung scheinbar wahrgenommen und erfahren wird, ist sie in<br />

Wahrheit die Verwirklichung der in uns auftauchenden Ideen – und nur sie<br />

existieren als die kosmische Persönlichkeit. Bewusstsein selbst erfährt die<br />

Ideen, die wieder und wieder in ihm auftauchen. Es ist diese kosmische Person,<br />

die durchdrungen und erfüllt von Bewusstsein ist, die als all diese<br />

Traumobjekte erscheint. So wie der Schauspieler, der sich im Traum auf der<br />

Bühne spielen sieht und sein Publikum unterhält, so wird sich dieses Bewusstsein<br />

der eigenen Erfahrung dieser Welterscheinung bewusst.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Nur das Bewusstsein ist es, welches vom Beginn der Schöpfung an als dieses<br />

Universum leuchtet. Die drei Welten sind daher nicht verschieden von<br />

Brahman. Brahman ist wie der Ozean – in ihm sind die Schöpfungen wie die<br />

Wellen und das Erfahren ist das Wasser. Auch danach (nach der Schöpfung)<br />

wird es reine, unkonditionierte Seligkeit geben. Wo sind Dualität, Nondualität<br />

und alles andere? Tiefschlaf und Träumen sind alternierende Zustände, die<br />

während des Schlafes auftauchen. Ebenso sind Erscheinung und Verschwinden<br />

dieser Schöpfung alternierende Ereignisse im unendlichen Bewusstsein.<br />

Wenn der Weise erkennt, dass diese Welt wie eine Traumstadt ist, ruhen<br />

seine Hoffnungen nicht länger auf ihr. Der Tagträumer träumt ausgiebig von<br />

seinen zahlreichen Erwartungen und Zukunftsvisionen. Obwohl solchen<br />

Tagträumen eine gewisse Realität zuzukommen scheint, sind sie doch inexistent.<br />

Wenn du jedoch nach einer anderen Erklärung für diese Welterscheinung<br />

suchst, weshalb akzeptierst du dann nicht die Möglichkeit der Täuschung<br />

oder Illusionen und Halluzinationen?<br />

Die Praxis der Kontemplation, die das Gemüt daran hindert, sich irgendwelchen<br />

Modifikationen auszusetzen, ist nichts als eine erlesene Form von Trägheit.<br />

Wenn aber solche Modifikationen im Gemüt existieren, ist es zum Sitz<br />

von Vielfalt oder saæsāra geworden. Durch solche Kontemplation kann der<br />

Zustand des Gleichmuts nicht erlangt werden. Wenn behauptet wird, dass<br />

Befreiung erlangt werden kann, indem das Gemüt gewaltsam an allen Modifikationen<br />

gehindert wird, weshalb wird sie dann nicht im Schlaf erlangt? Nur<br />

wenn man erkennt, dass es überhaupt keine Schöpfung gibt, kommt die wahre<br />

Selbsterkenntnis, die zur Befreiung führt. Diese Befreiung ist niemals en-<br />

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