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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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VI.2:157<br />

Sage mir, weshalb VidÆratha mich nicht mit Hilfe der Göttin zu besiegen versucht<br />

hat?<br />

Der MINISTER wird sagen: Er hatte um Befreiung von Bindung und<br />

saæsāra gebeten und aufgrund dessen danach verlangt, von dir getötet zu<br />

werden. DU wirst antworten: Weshalb sollte ich in diesem Fall nicht die Göttin<br />

verehren und um Befreiung bitten?<br />

Der MINISTER wird sagen: Sie ist die Weisheit, die in aller Herzen leuchtet.<br />

Da sie die Essenz (rasa) des Geistes in allen ist, wird sie Sarasvatī genannt. Sie<br />

verleiht allen unverzüglich alles, worum sie bitten, weil sie das Selbst aller ist.<br />

Daher erfährt man die Früchte seines eigenen Gebetes. Du hast nicht um<br />

Befreiung gebeten, sondern um die Vernichtung deines Feindes.<br />

DU wirst sagen: Weshalb habe ich nicht um Befreiung gebeten? Du sagtest,<br />

dass sie in meinem eigenen Herzen wohne – weshalb hat sie mich nicht dazu<br />

inspiriert, um Befreiung zu bitten? Der MINISTER wird sagen: Dies geschah<br />

nicht, weil in deinem Herzen die unreine Gewohnheit des Wunsches nach der<br />

Vernichtung deiner Feinde wohnte. Daher hast du nicht um Befreiung, sondern<br />

um Vernichtung der Feinde gebeten. Was immer das citta (Gemüt, Herz)<br />

ist, das ist ein Wesen – dies ist sogar die Erfahrung von Kindern. Was man im<br />

eigenen Herzen weiß und was man wieder und wieder in seinem Herzen<br />

erfährt, das wird zu einer Gewohnheit und materialisiert sich, sei es nun gut<br />

oder nicht gut.<br />

DER WEISE fuhr fort:<br />

DU wirst sagen: Was habe ich in meiner früheren Geburt getan, dass ich einer<br />

solch üblen Gewohnheit unterlag? Der MINISTER wird sagen: Ich werde<br />

dir dieses Geheimnis enthüllen. Es gibt da etwas, was ohne Anfang und ohne<br />

Ende existiert, als das „ich“ und das „du“ usw., und das Brahman genannt<br />

wird. Dieses Brahman wurde zu seinem eigenen Objekt des Gewahrseins und<br />

folglich zum jīva und dann zum Gemüt. Dieser subtile psychologische oder<br />

ätherische Körper verdichtete sich schließlich zu einem physischen Körper.<br />

Er ist nichts als das Gemüt, welches keinerlei Form besitzt, aber so existiert,<br />

als hätte es eine solche (nämlich den Körper). Das Gemüt allein ist diese Welt<br />

– einen Unterschied zwischen den beiden gibt es nicht. In Brahman tauchte<br />

ursprünglich nur Satva (die reinste Form des Gemüts) auf, das nun extrem<br />

dicht und trübe (tāmasa-tāmasa) wurde.<br />

DU wirst sagen: Worin besteht dieses tāmasa-tāmasa und wie konnte es in<br />

diesem höchsten Zustand auftauchen? Der MINISTER wird sagen: Die Lebewesen<br />

hier haben verschiedene Gliedmaßen. Auch das subtile Selbst oder<br />

Bewusstsein besitzt sozusagen Gliedmaßen, nämlich den subtilen, ätherischen<br />

Leib. Dieser hält sich selbst für einen groben Körper bestehend aus<br />

physischen Elementen wie beispielsweise Erde. Er ist in dieser Welterscheinung,<br />

die in demselben Bewusstsein wie in einem Traum auftaucht, mit Hilfe<br />

seiner Vorstellungen tätig. Du selbst hast in deinem eigenen ätherischen<br />

Körper die Idee: „Dies ist die finsterste Finsternis“, woraufhin diese Idee dann<br />

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