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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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VI.1:127<br />

von „dieses ist“. Das Aufhören dessen ist Befreiung (mokåa). Das ist die Essenz<br />

von jñāna oder Weisheit. Das Wahrnehmen von „Objekten“ lässt die Wünsche<br />

entstehen. Das Nicht-Wahrnehmen von Objekten beendet die Wünsche. Wenn<br />

die Wünsche enden, wirft der jīva seine Selbstbegrenzung ab. Aus diesem<br />

Grund gibt die große Seele alle Gedanken an Erfahrenes und noch nicht Erfahrenes<br />

auf. Ich erkläre hiermit mit hoch erhobenen Händen, dass der gedankenfreie<br />

und ideenfreie Zustand der beste ist. Er ist der Herrschaft über<br />

die gesamte Welt unendlich überlegen. Nicht-Denken ist <strong>Yoga</strong>. Führe in diesem<br />

Zustand ruhend die angemessenen Handlungen aus, oder tue gar nichts!<br />

So lange die Gedanken an „ich“ und „mein“ andauern, gelangen die Sorgen<br />

nicht an ein Ende. Hören diese Gedanken auf, dann hören auch die Sorgen auf.<br />

Wisse dies und tue dann, wie es dir beliebt (Hinweis: Im Originaltext dieses<br />

Absatzes werden für Worte wie „Denken“ und „Nicht-Denken“ die Wörter<br />

„samvedanam“ und „asamvedanam“ verwendet. Diese Wörter beinhalten<br />

weitaus mehr als das bloße Denken. Mit dem Wort „samvedanam“ sind auch<br />

das Erkennen, das Fühlen, die Erfahrung und das Wissen gemeint).<br />

VùLMýKI sprach zu Bharadvāya:<br />

Nachdem er der Quintessenz der höchsten Weisheit gelauscht und von<br />

śakti-pāta überwältigt war, verblieb Rāma versunken im Ozean der Seligkeit.<br />

Er hatte aufgehört, Fragen zu stellen, Antworten zu erheischen und nach dem<br />

Verstehen ihres Sinns zu streben. Er befand sich im höchsten Zustand der<br />

Selbsterkenntnis.<br />

BHARADVĀJA fragte:<br />

Oh Lehrer! Es ist eine Wonne zu sehen, dass Rāma nun den höchsten Zustand<br />

erlangt hat. Wie aber ist es möglich für Menschen wie uns, die töricht,<br />

unwissend und voll sündhafter Veranlagung sind, diesen Zustand<br />

zuerreichen, welcher sogar für Götter wie Brahmā schwer zu gewinnen ist?<br />

VùLMýKI sagte:<br />

Ich habe dir in Gänze diesen Dialog zwischen Rāma und Vāsi«Âha wiedererzählt.<br />

Bedenke ihn wohl, denn die darin enthaltenen Instruktionen gelten<br />

auch für dich.<br />

Es gibt keine Getrenntheit in dem Bewusstsein, was man Welt nennen<br />

könnte. Befreie dich durch Praktizieren der dir hier enthüllten Geheimnisse<br />

von der Idee der Getrenntheit. Wach- und Schlafzustand sind Teile dieser<br />

Schöpfung. Erleuchtung ist durch das reine, innere Licht gekennzeichnet.<br />

Diese Schöpfung hier entsteht aus dem Nichts und löst sich in nichts auf. Ihre<br />

wahre Natur ist die Leerheit, sie existiert nicht. Aufgrund der anfangslosen<br />

und falschen Selbstbegrenzung erweckt diese Schöpfung den Anschein von<br />

Existenz und erzeugt endlose Verwirrung. Du bist verblendet, weil du dir<br />

nicht wieder und wieder und häufig die Wahrheit des unendlichen Bewusstseins<br />

ins Gedächtnis rufst, sondern anstelle dessen das Gift der Selbstbegrenzung<br />

und der sich daraus ergebenden psychologischen Konditionierung genießt.<br />

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