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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Bewusstsein allein ist diese menschlichen Wesen, Götter, nāga (Bewohner<br />

der Unterwelt), Berge und sich bewegenden Objekte. Ich bin reines Bewusstsein<br />

– und das bist du auch. Wir werden im Verlaufe der Zeit sterben, aber<br />

Bewusstsein wird niemals sterben. Bewusstsein hat kein Objekt, dessen es<br />

gewahr werden könnte – alles Reden über Einheit und Vielfalt ist daher bedeutungslos.<br />

Sogar die Materialisten (diejenigen, die an die Realität der physischen Welt<br />

glauben) zollen diesem Bewusstsein ihren Tribut, indem sie nicht das Selbst<br />

verleugnen, die Intelligenz oder das Bewusstsein, welches sie denken und<br />

sagen lässt, was sie denken und sagen. Dieses Bewusstsein wird von einigen<br />

Brahman genannt und jñānaæ (Selbsterkenntnis), ÓÆnya (Leere), die Macht<br />

der Illusion, puruåa (das Selbst), cidākāÓa (Raum oder Ebene des Bewusstseins),<br />

Śiva, Selbst (ātman) usw. von anderen. Alle diese Beschreibungen sind<br />

Bewusstsein, da es Bewusstsein allein ist, das sich selbst so nennt (d.h. die<br />

Intelligenz in den verschiedenen Personen, die unterschiedliche Sichtweisen<br />

vertreten).<br />

Mögen meine Glieder entweder pulverisiert oder so machtvoll werden wie<br />

der Berg Meru! Was geht verloren und was wird gewonnen (was hat zugenommen),<br />

indem ich erkenne, dass ich reines Bewusstsein bin? Mein Großvater<br />

und andere sind tot, aber Bewusstsein ist nicht tot. Bewusstsein ist ungeboren<br />

und stirbt nicht. Es ist wie Raum. Wie kann der Himmel sterben? So<br />

wie die Welt durch die Finsternis der Nacht aus der Sicht verschwindet (zerstört<br />

wird) und erneut bei Anbruch der Dämmerung gesehen (erschaffen)<br />

wird, so sind auch Geburt und Tod. Man sollte den Tod daher als ein freudevolles<br />

Ereignis betrachten, denn man wandert nun von einem Körper in einen<br />

anderen. Nur Toren trauern bei solch freudigen Ereignissen. Und wenn du<br />

glaubst, dass du nicht wieder in einem anderen Körper geboren wirst, gibt es<br />

keinen Grund zur Trauer, denn der Tod setzt der Krankheit von Geburt und<br />

Tod ein Ende. Daher frohlockt oder trauert der weise Mensch weder im Leben<br />

noch im Tode. Auch wenn jemand aufgrund seiner bösen Taten den Tod<br />

fürchten sollte, ist dies unbegründet, denn dann wird diese Person in der<br />

nächsten Welt so wie in dieser leiden müssen. Weshalb jammerst du dann:<br />

„Oh weh, ich sterbe, ich sterbe, ich sterbe!“ anstatt aus Freude auszurufen:<br />

„Ich werde sein, ich werde sein, ich werde sein“? Sogar dies sind nur bedeutungslose<br />

Worte, wenn du realisierst, dass unendliches Bewusstsein allein<br />

existiert. Raum existiert im Raum. Was ist die Bedeutung von Worten wie<br />

„Geburt“ und „Tod“? Wisse, dass du reines Bewusstsein bist und iss, trink und<br />

lebe ohne den Sinn von „ich“ und „mein“. Du bist wie der Himmel. Wie können<br />

in dir Begierden auftauchen? Der weise Mensch erfreut sich dessen, was rein<br />

ist und ungesucht zu ihm kommt, wie es im Fluss des Lebens angeschwemmt<br />

wird. Sollten im Fluss des Lebens oder durch die Umstände unreine Dinge zu<br />

ihm kommen, dann sorgt sich der weise Mensch nicht um sie, wie im Tiefschlaf.<br />

RĀMA fragte:<br />

VI.2:102<br />

630

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