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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Mit der zweiten Äußerung des heiligen Wortes OM erlangte er den Zustand<br />

völligen inneren Gleichgewichts, und nun geschah in ihm eine spontane Zurückhaltung<br />

des Atems (der Lebenskraft) ohne Erregung oder Vibration. Die<br />

Lebenskraft stand still – weder außerhalb noch innerhalb, weder unterhalb<br />

noch oberhalb. Nachdem das Feuer den Körper zu Asche verbrannt hatte,<br />

brannte es sich selber aus und verschwand; nur noch die reine Asche war<br />

sichtbar. Es war so, als wären die Knochen zu reinem Kampfer geworden,<br />

welcher in Anbetung verbrannt wurde. Die Asche wurde sodann von einem<br />

machtvollen Wind hinweggeblasen und im Raum zerstreut. (All dies geschah<br />

ohne die gewaltsamen Disziplinen des Hatha <strong>Yoga</strong>, denn Hatha <strong>Yoga</strong> führt zu<br />

Schmerzen).<br />

Im dritten Stadium, als das heilige Wort OM seinen Höhepunkt oder die<br />

vollkommene Stille erreichte, kam die Einatmung ganz von selbst (das Einziehen<br />

der Lebenskraft). Während dieses Stadiums verteilten sich die Lebenskräfte,<br />

die im Zentrum des Nektars des Bewusstseins konzentriert waren,<br />

im Raum wie eine kühle Brise. Diese Kräfte erreichten schließlich die<br />

Region des Mondes. Dort breiteten sie sich als segensreiche Strahlen aus und<br />

regneten anschließend auf die Asche nieder, die vom Körper übrig geblieben<br />

war.<br />

Unverzüglich erhob sich aus der Asche ein strahlendes Wesen mit vier Armen,<br />

wie Lord Vi«ïu. Uddālaka leuchtete wie eine Gottheit; sein gesamtes<br />

Wesen hatte sich in eine Gottheit verwandelt. Die Lebenskraft erfüllte nun die<br />

innere kuï¬alinÅ, die sich in Form einer Spirale ausdehnte. So wurde<br />

Uddālakas Körper vollkommen gereinigt. Dann nahm er, der bereits in der<br />

Lotosposition saß, eine noch festere Haltung ein, band seine Sinne fest zusammen<br />

und setzte seine Bemühung fort, sein Bewusstsein absolut frei von<br />

der geringsten Gedankenbewegung zu halten. Mit aller Kraft zog er sein Gemüt<br />

von den Quellen der Zerstreutheit zurück. Seine halbgeschlossenen<br />

Augen blieben still und bewegungslos. Mit seinem Gemüt, verankert in der<br />

inneren Stille, glich er die Bewegung der Zwillings-Lebenskräfte, prāïa und<br />

apāna, aus. Er zog seine Sinne von jedem Kontakt mit ihren Objekten zurück –<br />

so wie Öl vom Samen getrennt wird. Daraufhin erlangte er ein unmittelbares<br />

Gewahrsein der mentalen Konditionierung, wie sie durch vergangene Erfahrungen<br />

erzeugt worden war, und er dekonditionierte das Gewahrsein und<br />

machte es rein. Schließlich schloss er fest sein Rektum und die übrigen Körperöffnungen<br />

(die Augen usw.). Indem er so seine Lebenskraft und sein Gewahrsein<br />

durch vollkommene Selbstbeherrschung an der Veräußerlichung<br />

hinderte, bewahrte er sein Gemüt im Herzen.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Uddālakas Gemüt hatte einen Zustand absoluter Stillheit erreicht – keinerlei<br />

Zerstreuung konnte ihn berühren. In seinem Herzen nahm er auf direkte<br />

Weise die Finsternis der Unwissenheit wahr, die das Licht der Selbsterkenntnis<br />

verdunkelt hatte. Mit dem Licht der Erkenntnis, welche in ihm auftauchte,<br />

zerstreute er sogar diese Finsternis. Dann nahm er in sich ein Licht wahr.<br />

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