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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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in allen Dingen, so wie Duft in Blumen und Öl im Sesamsamen existieren. Oh<br />

Selbst, Du zerstörst, Du schützt, Du gibst, Du brüllst und Du bist hier tätig,<br />

obgleich Du völlig frei vom Ich-Sinn bist – dies ist in der Tat ein großes Wunder.<br />

Das Licht des Selbst seiend, öffne ich sozusagen meine Augen – und das<br />

Universum tritt in Erscheinung. Ich schließe meine Augen, und das Universum<br />

hört auf. Oh Selbst, Du bist das Höchste Atom, in dem dieses gesamte<br />

Universum existiert wie der große Banyan-Baum potentiell im winzigen<br />

Banyan-Samen existiert. So wie die Wolkenformationen am Himmel oft Pferden,<br />

Elefanten und anderen Tieren ähneln, so erscheinst Du selbst, oh Selbst,<br />

im kosmischen Raum als die unendliche Vielfalt aller Objekte. Frei vom Sein<br />

und Nicht-Sein existiert das Selbst als das Sein und das Nicht-Sein und auch<br />

als all die verschiedenen Wesen, eines sozusagen vom andern getrennt und<br />

verschieden.<br />

PRAHLùDA fuhr fort nachzudenken:<br />

Gib Eitelkeit, Ärger, Unreinheit und Gewalt auf – große Seelen werden von<br />

diesen Übeln nicht überwältigt. Bedenke die vergangenen Leiden wieder und<br />

wieder – sei dann mit einer freudigen Haltung des Gemüts frei von all diesem,<br />

indem du erforschst: „Wer bin ich?“, „Wie konnte all dies geschehen?“ Alles,<br />

was vergangen ist, ist Vergangenheit, und alle Sorgen und Ängste, die dich<br />

verbrannt haben, haben aufgehört zu sein. Heute nun bist du der Herrscher<br />

dieser Stadt, die man den Körper nennt. So wie man den Himmel mit der<br />

Faust nicht ergreifen kann, so ist die Sorge nicht fähig, Hand an dich zu legen.<br />

Du bist jetzt der Meister deiner Sinne und deines Gemüts – du erfreust dich<br />

höchster Wonne.<br />

Höchster Herr, oh Selbst – für immer bist du sozusagen schlummernd,<br />

scheinbar erwachend durch deine eigene Energie, um dir der stattfindenden<br />

Erfahrungen bewusst zu werden. Es ist eigentlich diese Energie, die mit den<br />

Objekten dieser Erfahrungen in Kontakt kommt. Aber aufgrund des<br />

Gewahrwerdens schreibst du dir diese Erfahrungen selbst zu. Diejenigen, die<br />

durch Disziplinierung der Lebenskräfte die „ Öffnung Brahmās“ in der Krone<br />

des Hauptes erreichen, nehmen in jedem Moment das wahr, was vergangen<br />

ist und was in der Zukunft in der Stadt von Brahmā, dem Schöpfer, sein wird.<br />

Oh Selbst, Du bist der Duft in der Blume, die man den Körper nennt; Du bist<br />

der Nektar im Mond, den man den Körper nennt; Du bist die Essenz der<br />

Pflanze, die man den Körper nennt; Du bist die Kühle im Eis, das man den<br />

Körper nennt. So wie es Butter in der Milch gibt, so gibt es Freundschaft und<br />

Anziehung in diesem Körper. Du wohnst in diesem Körper wie das Feuer im<br />

Holz wohnt. Du bist das Licht aller leuchtenden Objekte, Du bist das innere<br />

Feuer, welches die Kenntnis der Objekte möglich macht. Du bist die Stärke<br />

des Elefanten, den man das Gemüt nennt. Du bist gleichzeitig das Licht und<br />

die Hitze des Feuers der Selbsterkenntnis.<br />

Alle Rede endet in dir, oh Selbst! Sie erscheint wieder an anderer Stelle. So<br />

wie verschiedene Schmuckstücke aus Gold geformt werden, so werden die<br />

zahllosen Objekte der Schöpfung aus Dir geformt; die Unterscheidung ist rein<br />

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