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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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VI.1:114<br />

Hain mit vier Salbäumen. Alle diese Dinge gingen nach kurzer Zeit zu Grunde,<br />

und der irregeführte Mann war zutiefst unglücklich.<br />

Höre die Bedeutung dieser Geschichte an, oh Rāma. Der Mann, der aus der<br />

Täuschung entstanden ist, ist der Ich-Sinn. Er taucht auf dieselbe Weise wie<br />

die Bewegung im Wind auf. Seine Wirklichkeit ist Brahman. Weil er dies nicht<br />

weiß, betrachtet der Ich-Sinn den Raum um sich herum als sich selbst und<br />

sein Besitztum. Daher identifiziert er sich selbst mit dem Körper usw. in der<br />

Absicht, ihn zu schützen. Der Körper usw. lebt wiederum einige Zeit und<br />

verdirbt dann. Aufgrund dieser Täuschung trauert der Ich-Sinn wieder und<br />

wieder und glaubt, dass das Selbst tot und verloren sei. Wenn der Kasten usw.<br />

zerstört werden, bleibt der Raum unbetroffen davon. Das Selbst bleibt ferner<br />

unbetroffen, wenn die Körper sterben. Das Selbst ist reines Bewusstsein,<br />

subtiler noch als Raum, oh Rāma. Niemals wird es zerstört. Es ist ungeboren.<br />

Es verdirbt nicht. Und das unendliche Brahman allein leuchtet als diese Welterscheinung.<br />

Wisse dies, und lebe auf immer glücklich.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Dem höchsten Brahman entsteigt als erstes das Gemüt mitsamt seiner Fähigkeit<br />

des Denkens und Vorstellens. Und dieses Gemüt bleibt auf dieselbe<br />

Weise in diesem Brahman wie der Duft in den Blüten, die Wellen im Ozean<br />

und die Sonnenstrahlen in der Sonne. Weil Brahman, das extrem subtil und<br />

unsichtbar ist, sozusagen vergessen wird, entsteht diese falsche Idee der<br />

realen Existenz der Welterscheinung.<br />

Wenn man denkt, dass die Sonnenstrahlen verschieden und getrennt von<br />

der Sonne sind, dann erlangen die Sonnenstrahlen für einen solchen Menschen<br />

auch genau diese scheinbar getrennte Existenz. Denkt man, dass ein<br />

aus Gold gemachtes Schmuckstück ein Schmuckstück ist, dann ist dieses für<br />

einen solchen Menschen in der Tat auch nur ein Schmuckstück und nicht<br />

Gold.<br />

Erkennt einer jedoch, dass die Sonnenstrahlen von der Sonne nichtverschieden<br />

sind, dann bezeichnet man sein Verstehen als „unmodifiziert“<br />

(nirvikalpa). Wenn einer erkennt, dass die Wellen nicht-verschieden vom<br />

Ozean sind, dann spricht man von seinem Verstehen als „unmodifiziert“<br />

(nirvikalpa). Wenn einer erkennt, dass das Schmuckstück nicht verschieden<br />

von Gold ist, dann spricht man von seinem Verstehen als „unmodifiziert“<br />

(nirvikalpa).<br />

Wer das Sprühen der Funken betrachtet, realisiert nicht, dass sie nur Feuer<br />

sind. Sein Gemüt erfährt Freuden und Leiden, indem diese Feuerfunken auffliegen<br />

und wieder zu Boden fallen und dort zerstreut werden. Sobald er zu<br />

erkennen vermag, dass diese Funken nichts als Feuer und von diesem nicht<br />

verschieden sind, sieht er nur noch das Feuer als solches. Vom Verstehen<br />

eines solchen Menschen spricht man dann als „unmodifiziert“ (nirvikalpa).<br />

Wer auf diese Weise im nirvikalpa verankert ist, ist in der Tat ein Großer.<br />

Sein Verstehen vermindert sich nicht. Er hat erlangt, was zu erlangen wert ist.<br />

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