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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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diese Wahrheit realisiert wird, hört die Dualität auf. Bewusstsein wird niemals<br />

zu Un-Bewusstheit. Sollte es da eine Modifikation geben, dann ist diese<br />

selbst nichts als Bewusstsein. Daher ist all dies– was auch immer, wo auch<br />

immer und in welcher Form es auch immer sein mag – nichts als Brahman. All<br />

dieses existiert für immer in seinem potentiellen Zustand in dieser Masse aus<br />

homogenem Bewusstsein.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Zeit, Raum und die anderen Faktoren dieser sogenannten Schöpfung (die in<br />

Wahrheit nur ein weiterer Aspekt des Bewusstseins ist), sind nichts anderes<br />

als eben dieses Bewusstsein. Wenn erkannt wird, dass all diese nichts als<br />

Gedanken und Ideen sind und das Selbst Eines und unteilbar ist, wie können<br />

sie dann als unwirklich betrachtet werden? Im Samen gibt es nichts anderes<br />

als den Samen – da ist keine Verschiedenheit. Zur gleichen Zeit gibt es die<br />

Idee der potentiellen Verschiedenheit (von Blüten, Früchten usw.), die<br />

angenommenerweise innerhalb des Samens existiert. Und trotzdem bleibt<br />

dieses kosmische Bewusstsein Eines – es ist ohne (dualistische) Vielfalt; doch<br />

es wird gesagt, dass das Universum der Vielfalt nur als Vorstellung existiert.<br />

Der Fels ist einer – die Idee der zahllosen Lotosse darin taucht nur in Verbindung<br />

mit diesem einzelnen Fels auf. Auf dieselbe Weise entsteht die Idee<br />

der Vielfalt im Bewusstsein, ohne aber Vielfalt zu verursachen. Aber wie das<br />

Wasser in einer Fata Morgana gleichzeitig ist und nicht ist, ebenso verhält es<br />

sich mit der Vielfalt in Verbindung mit dem unendlichen Bewusstsein. All dies<br />

ist in der Tat Brahman, das unendliche Bewusstsein. So wie die Idee der Existenz<br />

von Lotosblüten im Fels den Fels nicht zerstört, so ist Brahman<br />

unbetroffen von der Welterscheinung, die in Brahman als die eigene Natur<br />

Brahmans existiert. In Wahrheit gibt es keinen Unterschied zwischen Brahman<br />

und der Welt – sie sind Synonyme. Sobald diese Realität erkannt wird,<br />

wird Brahman allein gesehen.<br />

So wie alles was in dieser Welt als Wasser gesehen wird, nur Wasserstoff<br />

und Sauerstoff ist, so ist die Welterscheinung nichts anderes als Brahman.<br />

Das eine Bewusstsein erscheint als das Gemüt, die Berge usw., so wie die<br />

vielfarbigen Federn und Flügel des Pfaus schon im Ei des Pfaus gegenwärtig<br />

sind. Dieselbe Macht oder Potentialität wohnt auch im unendlichen Bewusstsein.<br />

Was auch immer jetzt als die verschiedenen Objekte des Universums<br />

wahrgenommen wird, wird, sobald alles mit dem Auge der Weisheit (dem<br />

Auge, welches selbst Weisheit ist) betrachtet wird, nur noch als Brahman<br />

oder das unendliche Bewusstsein gesehen. Denn all dieses ist in Wirklichkeit<br />

non-dual und nur scheinbar vielfältig, so wie die Wahrnehmung der Vielfalt<br />

im Flüssigen des Pfaueneis. Die Idee von Brahman und der Welt ist daher<br />

sowohl dual als auch non-dual. Das, was das Substrat all dieser Ideen von<br />

Einheit und Vielfalt ist – das ist der höchste Zustand.<br />

Das unendliche Bewusstsein durchdringt das gesamte Universum, während<br />

das Universum im unendlichen Bewusstsein existiert. Die Beziehung ist eine<br />

der Vielfalt und Nicht-Vielfalt zugleich – so wie die verschiedenen Teile des<br />

VI.1:47<br />

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