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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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III:119<br />

– darin besteht der fünfte Zustand. Dann erfreut man sich seines eigenen<br />

Selbst. Die Wahrnehmung von Dualität und Vielfalt sowohl innerhalb wie<br />

außerhalb (von einem selbst) hört auf, und die Bemühungen, die man durch<br />

die Inspiration durch andere unternommen hat, tragen als Ergebnis ihre<br />

Frucht in der Form der direkten spirituellen Erfahrung.<br />

Danach gibt es keine weiteren Bemühungen mehr, keine Getrenntheit, keine<br />

Verschiedenheit. Die Selbsterkenntnis ist spontan, natürlich und ununterbrochen<br />

– darin besteht der siebente, transzendentale Zustand. Dies ist der Zustand<br />

desjenigen, der in diesem Leben befreit ist. Darüber hinaus liegt noch<br />

der Zustand desjenigen, der sogar den Körper transzendiert hat (der Zustand<br />

des turīyātīta).<br />

Rāma, alle Großen, die diese sieben Stufen der Weisheit erklommen haben,<br />

sind Heilige. Sie sind befreit und fallen niemals mehr in den Sumpf von<br />

Glücklichsein und Unglücklichsein. Vielleicht arbeiten sie und sind tätig –<br />

vielleicht auch nicht. Sie erfreuen sich am Selbst und bedürfen nicht anderer,<br />

um glücklich zu sein.<br />

Der höchste Zustand des Bewusstseins kann von allen, sogar von Tieren<br />

und primitiven Menschen, erlangt werden; von denen mit einem Körper und<br />

von entkörperten Wesen, denn er beinhaltet nichts als das Auftauchen der<br />

Weisheit.<br />

Diejenigen, die die höchsten Ebenen des Bewusstseins erreicht haben, sind<br />

wahrhaftig große Menschen. Sie sind bewundernswert. Sogar ein Kaiser ist<br />

im Vergleich mit ihnen nur wie ein Grashalm, denn jene sind hier und jetzt<br />

befreit.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Das Selbst stellt sich unwissenderweise eine egoische Existenz vor; auf dieselbe<br />

Weise, wie wenn das Gold seine Goldheit vergessen hätte und denken<br />

würde, es sei ein Ring – und dann weint und jammert: „Oh weh! Ich habe<br />

meine Goldheit verloren!“<br />

RùMA fragte:<br />

Heiliger Herr, wie konnten diese Unwissenheit und der Ich-Sinn im Selbst<br />

entstehen?<br />

VASIåèHA sprach:<br />

Rāma, man sollte stets nur Fragen stellen, die das Wirkliche betreffen –<br />

nicht das Unwirkliche. Weder die goldlose „Ringheit“ noch der begrenzte Ich-<br />

Sinn existieren in Wahrheit. Wenn der Goldschmied den Ring verkauft, wiegt<br />

er dazu das Gold aus, weil der Ring Gold ist. Wenn man über die Existenz der<br />

„Ringheit“ im Ring oder über die endliche Form im unendlichen Bewusstsein<br />

diskutieren möchte, dann muss man dies mit dem Sohn der unfruchtbaren<br />

Frau vergleichen. Die Existenz des Unwirklichen ist unwirklich – sie entsteht<br />

in der Unwissenheit und verschwindet nach dem Erforschen. In der Unwissenheit<br />

sieht man im Perlmutter Silber – jedoch kann dieses Silber nicht<br />

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